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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Seite - 210 -
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210 | www.limina-graz.eu Roberta Maierhofer | „Clash of Generations“ oder gelebte Intergenerationalität: Visages Villages (FR 2017) keit als das Verhältnis von Ereignis und Dauer hervorzubringen – im Kunst- werk und in der Gestaltung der Existenz. Dem gemeinsamen Kunstprojekt von Varda und JR, das die Fotoaktionen und den Film umfasst, gelingt das repräsentative, wissentliche Schaffen von Gegenwärtigkeit, indem an ver- schiedenen Orten mit verschiedenen Personen Kunstaktionen existentiell ereignet werden und diesen durch die filmische Dokumentation repräsen- tative Dauer verliehen wird. Jugend und Alter werden in Visages Villages als Ausformungen der Bezogenheit von Existenz und Mensch, von Ereignis/ Erlebnis und Repräsentation/Wissen, die die Gegenwärtigkeit konturieren, formal abgesteckt. So wie die Geschlechtlichkeit seit Beauvoir als ein wesentliches „Thema“ der individuell-sozial geformten und kulturell realisierten Gestaltung der (biologischen) Existenz erachtet wird, so führt Visages Villages vor Augen, dass das Lebensalter ebenso ein markantes „Thema“ der menschlichen Gestaltung von Existenz ist. Das Individuum – vertreten durch JR und Var- da – findet zusammen mit dem/der anderen, aber vom eigenen Zugang aus zur Gestaltung der Existenz als einer gemeinsamen Gegenwärtigkeit, die formal von Dimensionen wie Geschlecht oder Alter begrenzt wird. Der Film räumt der Entfaltung der Gegenwärtigkeit aus den vielfältigen unter- schiedlichen Voraussetzungen wesentliche Bedeutung ein und manifestiert damit die kulturelle Konstituierung von Gestaltungen menschlicher Exis- tenz wie der des Lebensalters. Dieses Verfassen erwächst im Film aus dem Anfang, aus dem „ersten Mal“ der Zusammenarbeit der beiden Künstler- persönlichkeiten, aus der gewagten gemeinsamen Reise zu neuen Ereig- nissen, aus der Beachtung der (Mehr)Dimensionalität von Gestaltungen unserer Existenz, aus dem Wahrnehmen der geteilten Gegenwärtigkeit im „Projekt Leben“, die die Beteiligten und das Publikum verbindet. Ausblick oder vorwärts zum Anfang Alter und Jugend erscheinen im Alltag nicht selten – meist aus Gründen der Eile – als klar umrissene Vorstellungen, die sowohl zeitlich als auch in- haltlich bestimmt sind. Aber so wie schon Augustinus sinngemäß über die Zeit sagte, wenn er nicht danach gefragt werde, wisse er es, wenn er aber Alter oder Jugend sind nicht mehr Eigenschaften des Individuums, sondern existentielle Herausforderung bei der Schaffung von Gegenwärtigkeit.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
222
Kategorien
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