Seite - 215 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:1

215 | Call for Papers – LIMINA 4:1 (Frühjahr 2021) Religiöser Fundamentalismus Gegenwärtige Erscheinungsformen, Strategien, Antwortversuche LIMINA Grazer theologische Perspektiven | 3:1, 2020 | www.limina-graz.eu Die Zeitschrift LIMINA – Grazer theologische Perspektiven widmet sich in ihrer Ausgabe 4:1 (2021) religiösen Fundamentalismen. Den Ausgangs- punkt für dieses Thema bildet die Beobachtung, dass etwa seit der Jahrtau- sendwende in stärker werdendem Maß Tendenzen der gesellschaftlichen Radikalisierung, Polarisierung und Ideologisierung registrierbar sind. Auf der Ebene der Religionen betrifft dies unterschiedliche Phänomene und Faktoren, die sich je nach religiösen, gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen in verschiedener Weise darstellen. Wir verfolgen mit dieser Ausgabe das Ziel, religiöse Radikalisierungen der Gegenwart zu analysieren, deren Motive, Ziele, Handlungsmuster und Strategien zu beschreiben sowie Reflexionen darüber anzustellen, wie die- sen Tendenzen in Theorie und Praxis begegnet werden kann. Als gemein- samen Bezugspunkt wählen wir den Begriff des Fundamentalismus. Dieser bezeichnet das unbedingte Festhalten an selektiv ausgewählten Grundsät- zen bzw. religiösen Glaubensannahmen ohne Bereitschaft zu Veränderung, Diskussion, Dialog oder Kompromiss. Häufig ist damit ein stark ausge- prägtes Auserwählungs- und Missionierungsverständnis verbunden. Diese Haltung wird gegenwärtig von unterschiedlichen religiösen Gemeinschaf- ten und Gruppierungen über die Religionsgrenzen hinweg so praktiziert, dass sie ihre kompromisslosen Festlegungen auf angeblich ursprüngliche Prinzipien oder Wahrheiten zurückführen, die selbst für traditionsbewuss- te Strömungen innerhalb der Religionen befremdlich erscheinen. Sie zie- hen sich in radikaler Weise auf bestimmte Muster religiöser Identität und Praxis zurück, erachten diese allein für geltungswürdig und versuchen sie oftmals unter allen Umständen zu verbreiten. Zunehmend ist religiöser Fundamentalismus auch mit nationalistischen Bestrebungen verbunden. Von diesem Befund ausgehend, stellt sich eine ganze Reihe von Fragen hinsichtlich der Erscheinungsformen und der Strategien aktueller funda-