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LIMINA 4:1 | Religiöser Fundamentalismus | Editorial
dieser Ideologie erfordern langfristige Präventionsarbeit, um ihnen wirk-
sam entgegentreten zu können. Der Beitrag beschreibt zudem Bildungs-
maßnahmen gegen islamisch-fundamentalistische Praktiken.
Wolfgang Weirer, Julia Brunner und Agnes Gmoser haben gemeinsam den Bei-
trag „Professionell – missionarisch – an der Grenze zum Fundamentalis-
mus? Religiosität junger Erwachsener in neuen religiösen Bewegungen am
Beispiel der HOME Church Salzburg“ verfasst. Sie orten in einem bestimmten
Segment neuer christlicher Bewegungen verstärkt religiöse Ausdrucksfor-
men und Stile, die traditionalistisch geprägt sind und von Außenstehenden
als fundamentalistisch gedeutet werden können. Am Beispiel öffentlicher
Programme und Gottesdienste der HOME Church Salzburg, die ein Teil der
Loretto-Bewegung ist, machen sie die Probe aufs Exempel und kommen zu
aufschlussreichen Beobachtungen an den Grenzlinien zwischen starker re-
ligiöser Identitätsmarkierung und Fundamentalismus.
Rita Perintfalvi zeigt am Beispiel Ungarns die akuten Gefahren der neorech-
ten Ideologie durch die politische Instrumentalisierung der Pandemie-
Krise auf. Die jüngsten willkürlichen Änderungen des ungarischen Grund-
gesetzes können als heftige Attacke gegen trans- und intersexuelle Men-
schen interpretiert werden. Während die Regierung dadurch grund
legende
Menschenrechte verletzt, argumentiert sie anstatt fachpolitisch-rational
vielmehr religiös-fundamentalistisch. Der Beitrag macht deutlich, wie hier
der politische Autoritarismus die christliche Religiosität instrumentali-
siert. Zugleich bilden auch fundamentalistisch-kirchliche Kreise sehr ger-
ne strategische Allianzen mit der neorechten Politik.
Ebenfalls in Ungarn angesiedelt ist der Beitrag von Larissza Hrotkó. Sie un-
tersucht fundamentalistische Tendenzen in der jüdischen Neo-Orthodoxie
Ungarns, die sich gegenwärtig als bestimmende Kraft innerhalb eines brei-
teren Spektrums jüdischer Gemeinden zu behaupten versucht. Dabei ana-
lysiert sie auch die Frauenpolitik dieser neuen jüdischen Orthodoxie und
ortet darin subtile patriarchale Muster.
Tanja Grabovac schließlich widmet sich aktuellen politischen und religiösen
Vorgängen in Bosnien und Herzegowina. Wie im Beitrag von Rita Perintfal-
vi werden auch hier Aktionen und Maßnahmen im Zusammenhang mit der
LGBTIQ-Bewegung thematisiert. Der Beitrag zeigt an diesem Beispiel das
Vorhandensein von religiösem Fundamentalismus in Bosnien und Herze-
gowina auf, stellt die Reaktionen der Religionsgemeinschaften auf die erste
LGBTIQ-Parade im Jahr 2019 dar und bietet Beispiele für den Widerstand
gegen Ethno-Nationalismus und religiösen Fundamentalismus.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 4:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 224
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven