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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
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19 | www.limina-graz.eu Sonja Angelika Strube | Antimodernismus als Autoritarismus? Zeit analysiert werden (vgl. etwa Seemann/Kreil 2017) und deren langfris- tige Auswirkungen auf religiöse Vergemeinschaftungsprozesse innerhalb und außerhalb der Kirchen noch nicht vollständig abzuschätzen sind. Im Fokus meiner Forschungen zu fundamentalistischen und rechtsex- tremen Tendenzen in christlichen Milieus stehen Websites, deren Redak- tionen sowie deren sich in Kommentarspalten austauschende User*innen Folgendes eint: Sie verorten sich selbst explizit innerhalb der römisch-ka- tholischen Kirche (gehören somit in der Regel nicht der Bewegung rund um die Priesterbruderschaft St. Pius X. an) und vernetzen sich zugleich ins politisch rechtspopulistische, rechtsradikale und z. T. rechtsextreme Spektrum bzw. vertreten selbst explizit entsprechende politische Positio- nen (vgl. Strube 2014; dies. 2015; dies. 2017b). Internetmedial werden auf diesen Websites Dynamiken miteinander einhergehender politischer und religiöser Radikalisierungen sichtbar, die von vorkonziliar-antimodernis- tischen autoritär-exklusivistischen Haltungen geprägt sind. Hegten deren Trägergruppen insbesondere unter Papst Benedikt XVI. restaurative Hoff- nungen und erklärten ihre ,unbedingte Papsttreue‘ zum Alleinstellungs- merkmal, so zeigen sie sich seit dem Pontifikatswechsel des Jahres 2013, bedingt durch ein verändertes kirchenpolitisches Gesamtklima, zuneh- mend schismatisch (vgl. Strube 2018a, 11–13). Insofern sich diese religiös als fundamentalistisch klassifizierbaren Strömungen (vgl. Strube 2018a, 22–23) nicht mit einer segregierten religiösen Binnenwelt begnügen, son- dern kirchen- wie gesellschaftspolitische Hegemonie für sich beanspru- chen (bezüglich der Liturgie, im Anti-Genderismus etc.), und insofern sie auf lehramtliche Positionen insbesondere der pianischen Epoche (1850– 1950) zurückgreifen können, sind kritische theologische wie kirchenpoli- tische Auseinandersetzungen unumgänglich und betreffen nicht den Rand, sondern die Mitte katholischer Identität. Das auf diesen Websites und in ihren Trägerkreisen sichtbar werdende Problem eines katholischen Fundamentalismus ist unter theologischer Perspektive als zentraler Bestandteil dessen, was Peter Neuner den „lan- gen Schatten des I. Vatikanums“ (Neuner 2019) nennt, zu verhandeln. Sei- ne Brisanz im Hinblick auf die Glaubwürdigkeit der Kirche und die Evan- geliumsgemäßheit ihrer Verkündigung in den Krisen der Welt von heute wird jedoch erst unter sozialpsychologischer Perspektive klar erkennbar: Die Auseinandersetzungen mit religiös als fundamentalistisch klassifizierbaren Strömungen betreffen die Mitte katholischer Identität.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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