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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
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24 | www.limina-graz.eu Sonja Angelika Strube | Antimodernismus als Autoritarismus? gen jedoch, dass sich Personen, die in den Quest-Kategorien hohe Werte erzielen, mehrheitlich als Agnostiker*innen betrachten (vgl. Hall 2010, 128; 134–135). Das Konzept fasst also eine vorurteilsarme Disposition, die gleichwohl keine eindeutig religöse ist. Stellvertretend für die sozialpsychologischen Studien der Gegenwart sei im Folgenden auf zwei ausführlicher verwiesen: auf die 2010 durchgeführte US-amerikanische Meta-Analyse von Hall, Matz und Wood sowie für den deutschen Sprachraum auf die Forschungen von Heinz Streib/Constantin Klein und Team.4 Hall, Matz und Wood bestätigen in ihrer umfangreichen Meta-Analyse US- amerikanischer sozialpsychologischer Studien, die zwischen 1964 und 2009 zum Verhältnis von Religiosität und rassistischen Vorurteilen in den USA (primär unter Weißen und Christ*innen) durchgeführt wurden, zahlreiche Beobachtungen der vergangenen Jahrzehnte. So etwa gehe eine starke Aus- prägung von Werten sozialer Konformität und Tradition mit mehr rassis- tischen Vorurteilen einher, eine starke Orientierung an universalistischen Werten, die Freiheit und Menschenrechte für alle Menschen einfordern, ebenso wie eine religiös eher agnostische Haltung (Quest) demgegenüber mit geringer Vorurteilsneigung (Hall et al. 2010, 128; 134). Zudem weist die Meta-Studie darauf hin, dass Intergruppen-Dynamiken, die dazu tendie- ren, Angehörige von Out-Groups gegenüber Angehörigen der In-Group abzuwerten, auch zwischen Angehörigen von Religionsgemeinschaften greifen. Mit Blick auf die ethnisch zumeist homogenen christ lichen De- nominationen in den USA formuliert sie, dass in dem Maße, in dem Reli- gion innerhalb ethnisch homogener Gruppen praktiziert werde, Menschen anderer ethnischer Abstammung als Out-Group wahrgenommen würden (Hall et al. 2010, 127; 134). Ein erster Ansatz der Übertragung auf die etwas anders gelagerten religiösen Verhältnisse in Deutschland lässt zunächst an religiös begründete, kulturalisiert-rassistische Abgrenzungsdynami- ken gegen Angehörige anderer Religionen denken, wie sie derzeit vor al- lem gegen Muslime und „den Islam“ zu beobachten sind. Demgegenüber möchte man als Angehörige*r der römisch-katholischen (von katholikós = allumfassend) Weltkirche zu der Annahme tendieren, rassistische Binnen- abgrenzungen könne es quasi per definitionem hier nicht geben – eine An- nahme, die die Analyse rechtskatholischer Medien widerlegen wird. Für den deutschen Sprachraum besonders relevant und im Kontext der Fundamentalismusforschung immer noch zu wenig rezipiert sind die qua- litativen und quantitativen Studien des evangelischen Theologen Heinz Streib und seiner Mitarbeiter*innen. Streib verknüpft seine James Fowlers 4 Ich wähle diese Studien aus, da sie die spezifischen religiösen Profile und Stile besonders differenziert herausarbeiten, die mit stärkeren oder geringeren Vorurteilen ein- hergehen, und sich für die nachfol- gende Analyse katholisch-religiöser Stile in besonderem Maße eignen. Es sei aber darauf hingewiesen, dass auch im Rahmen der GMF- und der Autoritarismus-Studien Unter- suchungen den Zusammenhang von Religion mit Vorurteilen, GMF und rechtsextremen Einstellungen fokussieren, so z. B. schon Küpper/ Zick 2006; auch Pickel/Yendell 2018. Aktuell ebenso: Rebenstorf 2018 und Pickel 2018 sowie das Sonder- heft Religion und Vorurteil der Zeit- schrift für Religion, Gesellschaft und Politik 4 (2020). Während Pickel vor allem die strategische Bedeu- tung von (christlicher) Religion als eines „identitäre[n] Rahmen[s] für Rechtspopulismus“ herausarbeitet (2018, 306–309; hier: 306), dif- ferenziert Rebenstorf die von ihr erfassten christlichen Religiositäts- praxen nach „Exklusivität, öffent- licher Praxis, Konfession, persön- licher Relevanz von Religion“ (324) sowie „einer Vorstellung von der Existenz Gottes“ (323) in Bezug auf Vorurteile gegenüber Juden, Musli- men und Homosexuellen (Rebens- torf 2018, 322–325). Relevant für den Kontext meiner Untersuchung ist ihre Unterscheidung zwischen „exklusivem religiösem Wahrheits- anspruch“ und „inklusivem Reli- gionsanspruch“ (323).
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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