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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
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36 | www.limina-graz.eu Sonja Angelika Strube | Antimodernismus als Autoritarismus? praktizierte – und von ihnen ausnahmslos für die gesamte römisch-ka- tholische Kirche eingeforderte – Religiosität als eine fundamentalistisch auf den Antimodernismus der pianischen Epoche enggeführte, die unter sozialpsychologischer Perspektive deutliche Merkmale von Autoritarismus ebenso wie Ethnozentrismus aufweist. Letzterer äußert sich nicht allein als vorkonziliar-religiöser Exklusivismus Andersgläubigen gegenüber (wie er sich 2015/16 in der Debatte um die Aufnahme von Geflüchteten selbst prä- sentierte; vgl. dazu Strube 2017), sondern zieht ethnozentrische Abgren- zungen auch gegenüber Katholik*innen anderer Regionen der Weltkirche. Es zeigen sich hier nicht allein interreligiöse, sondern auch rassistisch- chauvinistische Vorurteile. Von den verschiedenen Aspekten des Autorita- rismus tritt im Kontext der obigen Analysen der der autoritären Aggression gegenüber (in diesem Falle: katholischen) Andersgläubigen und Anders- handelnden hervor: zum einen in Gestalt eines Strafbedürfnisses, das zu seiner Durchsetzung Gott bemüht, zum anderen in Form ausgeprägter Sympathien für einen Akt der Gewalt gegen Sachen, der nicht nur religiös legitimiert, sondern sogar religiös überhöht wird (den aber dieselben Krei- se, wenn es ihre eigenen Gegenstände träfe, als schlimmste Barbarei und Blasphemie bezeichnen würden). Insofern die Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils, insbesondere zur Religions- und Gewissensfreiheit sowie zum Verhältnis der katholi- schen Kirche zu anderen Religionen, nicht nur nach Ansicht rechtskatho- lischer Milieus in Kontrast zu solcherlei vorkonziliar-antimodernistischen Haltungen stehen, scheint sich in diesem Konzil ein katholisch-religiöser Stil niedergeschlagen zu haben, der Fairness, Toleranz und rationale (Ge- wissens-)Entscheidung ermöglicht und zu Xenosophie und interreligiö- sem Dialog ermutigt. Aus sozialpsychologischer Perspektive ließe sich der innerkirchliche Konflikt um die Reformen des Zweiten Vatikanums als ein ,Clash‘ unterschiedlicher religiöser Stile beschreiben: Während der vor- konziliar-antimodernistisch und traditionalistisch ausgerichtete Stil als ein wenig Komplexität ertragender fundamentalistischer und zugleich Vorurteile begünstigender zu bezeichnen wäre, ermöglichen die Theolo- gien zentraler Konzilsdokumente reife und menschenfreundliche religiö- se Stile. Somit ist der römisch-katholischen Kirche in allen ihren Gliedern eigent lich schon seit beinahe sechzig Jahren ein solides katholisch-theo- logisches Grundlagenprogramm für die Entwicklung und Förderung men- schenfreundlicher religiöser Stile an die Hand gegeben. Wir müssen uns nur erlauben, es zu leben.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:1
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
224
Kategorien
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