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W. Weirer, J. Brunner und A. Gmoser | Professionell – missionarisch – an der Grenze zum Fundamentalismus?
1 Jugend und Religion – ein spannungsreiches
und unaufgeklärtes Verhältnis
Trotz intensivierter Jugendforschung in den letzten Jahren und Jahrzehn-
ten und einer Reihe von Studien zum Verhältnis von Jugend und Religion
sind viele Forschungsdesiderate, vor allem was die inhaltliche Ausgestal-
tung von Religiosität und Spiritualität Jugendlicher und junger Erwachse-
ner betrifft, uneingelöst. Schweitzer u. a. konstatieren, dass Religion nach
wie vor ein vernachlässigter Aspekt in der Jugendforschung sei und dass
große Studien, die tiefergehende Einblicke in plurale Formen jugendlicher
Religiosität geben, für die Religionspädagogik und vor allem für die ad-
äquate Gestaltung von Konzepten religiöser Bildung dringend notwendig
seien (vgl. Schweitzer et al. 2018, 46–47).
Vor allem zum in den letzten Jahren auch seitens der (Bildungs-)Politik in
das Interesse gerückten Thema „Jugendliche und Fundamentalismus“ gibt
es im mitteleuropäischen Kontext zwar viele Diskussionen, allerdings kei-
ne signifikante Datenlage (vgl. Streib 2017, 42–43), weder unabhängig von
noch in Bezug auf Religion.
2 (Religiöser) Fundamentalismus – Begriffsgeschichte
und Ausprägungen
Verfolgt man manche (politische) Diskussionen in der gegenwärtigen sä-
kularisierten Gesellschaft, so könnte man den Eindruck gewinnen, dass
Religion insgesamt mit generalisiertem Misstrauen begegnet und sie
einem fundamentalistischen Generalverdacht ausgesetzt wird (vgl. Irlen-
born 2018, 82; Weirer 2019a, 266). Derartige Außenzuschreibungen treffen
jugendliche Religiosität in einem besonderen Maße, wie es etwa die Debatte
um muslimische Jugendliche in der österreichischen Schule, die 2018 in-
tensive mediale Aufmerksamkeit erfahren hat, zeigt (vgl. Wiesinger/Thies
2018; kritisch dazu Weirer 2019b; Weirer 2021a). Aber auch christliche
(Jugend-)Bewegungen, die häufig unter dem Begriff movimenti oder neue
geistliche Gemeinschaften1 firmieren, sehen sich sowohl binnenkirchlich als
auch von außen hin und wieder mit dem Vorurteil fundamentalistischer
1 Eine Übersicht findet sich
etwa auf der Homepage der Erz-
diözese Wien, vgl.: https://www.
erzdioezese-wien.at/dl/uustJ-
KJLkOMlJqx4KJK/EDW_ Erneue-
rungsbewegungen_9_2019_ge-
samt_v2_3_002__pdf
[26.10.2020].
Religion ist nach wie vor ein vernachlässigter
Aspekt der Jugendforschung.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 4:1
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 4:1
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 224
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven