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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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24 | www.limina-graz.eu Irmtraud Fischer | Das Exodus-Paradigma vor den Nachstellungen Salomos (1 Kön 11,40) und in der politisch völlig unsicheren Situation nach der Einnahme Jerusalems durch die Babyloni- er fliehen nach 2 Kön 25,26 Menschen aus Sicherheitsgründen ebenso ins Nachbarland und nehmen offenkundig Jeremia mit (Jer 43,1–7). Nur Abenteurer verlassen ohne äußeren Anlass ihr Land. Alle anderen Men- schen haben für ihr Auswandern triftige Gründe. Selbst Arbeitsmigration, die immer in der Hoffnung auf bessere Bedingungen geschieht, bedarf des Entschlusses zum Verlassen des Vertrauten, das immer auch einen biogra- phischen Bruch darstellt, weil man seinen sozialen und häufig auch kul- turellen Kontext zurücklässt. Der Mensch muss bereit sein, ins Ungewis- se wegzugehen. Dies gilt umso mehr, wenn vor Ort Lebensgefahr herrscht oder auch der Aufbruch selbst mit Gefahren verbunden ist. Der Wille zu handeln gilt hier ungeachtet dessen, ob Menschen selbst die Initiative er- greifen oder ob Gott eingreift, um zu retten. Wer in Lethargie verfällt, dem kann nicht geholfen werden, auch von Gott nicht. Das zeigt anschaulich die Judit-Erzählung, in der ab einem gewissen Zeitpunkt der Lebensgefahr durch die Belagerung die Führungsschicht von Betulia paralysiert ist und die Öffnung der belagerten Stadt beschließt, wenn nicht binnen fünf Tagen Rettung eintrifft (Jdt 8,23–32). Die Ältesten ernten massive Schelte von der initiativen Witwe Judit, die einen für sie selbst höchst riskanten Rettungs- versuch plant. Nicht handeln zu wollen, bezeichnet sie als Gott versuchen (8,11–27). Damit wird klar, dass Rettung im Alten Testament in den seltensten Fäl- len so dargestellt wird, dass Gott ganz ohne Zutun der Menschen aus einer bedrückenden Situation befreit. Im Normalfall geschieht sie immer in Un- terstützung menschlicher Bemühungen. Diese können von aktiven Befrei- ungsschlägen bis zu passivem Widerstand gegen die Verhältnisse reichen. Im Exodusbuch wird dies anschaulich an den beiden Hebammen Schifra und Pua aufgezeigt, die sich dem Tötungsbefehl verweigern, sowie an der Mutter und Schwester des Mose, die diesen Befehl zwar wortwörtlich aus- führen und den Neugeborenen in den Nil werfen, dies aber in einer schwim- menden, lebensrettenden Arche. Während in Ex 1–2 alle Frauen widerstän- dig sind,11 von den Hebammen über die weibliche Verwandtschaft des Ret- ters bis hin zur Königstochter, die nicht nur gegen den Vater, sondern auch 11 Zu den Frauen in der Auftakt- erzählung zum Exodusbuch vgl. Siebert-Hommes 1998. Wer in Lethargie verfällt, dem kann nicht geholfen werden, auch von Gott nicht.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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