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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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28 | www.limina-graz.eu Irmtraud Fischer | Das Exodus-Paradigma Alten Testament ein beständig resonantes und daher immer neu zu aktu- alisierendes Paradigma: Nicht nur aus Ägypten hat Gott sein Volk befreit, er führt auch zurück aus Exil und Diaspora. Voraussetzung dafür ist immer eine resonante Gottesbeziehung. Ein neuer Lebensstil in Freiheit: Der Exodus als Voraussetzung für die Gabe des Gesetzes Freiheit bedeutet nicht nur Freisein von etwas, das als beengend oder be- drängend empfunden wurde, sondern eröffnet im Freisein für etwas neue Möglichkeiten. Wenn in der Exodusüberlieferung die Risiken der Befreiung in den Wüstenerzählungen thematisiert werden, so in der Präambel zu den Zehn Geboten das neu erlangte Potential, einen verantwortungsvollen und solidarischen Lebensstil zu wählen.13 Lange Zeit der Kirchengeschichte wurde der Dekalog als Gesetzesmoral der Ge- und Verbote verkündet. Du sollst oder Du sollst nicht wurde – häu- fig unter Weglassung des Bilderverbots – mit vielen Einzelbestimmungen insbesondere im Sextum angereichert und damit zu jener schweren Bürde gemacht, von der Christenmenschen gerne behaupteten, sie sei typisch für die jüdische Gesetzesfrömmigkeit. Der Text der Hebräischen Bibel setzt je- doch die Selbstvorstellungsformel an den Anfang jeglicher Anweisung zum neuen Leben: Ich bin JHWH, der dich herausgeführt hat aus Ägypten! (Ex 20,1; Dtn 5,6) Dogmatisch gesprochen bedeutet dies, dass das befreite Volk die zuvorkommende Gnade erfahren durfte und dann erst zu einer neu- en Ethik verpflichtet wird. Immer wieder wurde darauf hingewiesen, dass die Formulierungen auch futurisch übersetzt werden könnten: Israel wird nach der Befreiung aus Ägypten das Gebotene tun und das Verbotene nicht tun. Gott muss seinem Volk das nicht befehlen, es wird die Richtlinien aus Dankbarkeit für seine Befreiung freiwillig befolgen.14 Der Dekalog steht am Anfang der Gabe aller Gesetze, die im liminalen Raum zwischen dem Sklavenhaus, aus dem man gerade entkommen ist, und dem Land, auf das hin man unterwegs ist, gegeben werden. Im Narrativ der Tora und der anschließenden Vorderen Prophetie bedeutet dies, dass die Leitli- nien für einen neuen Lebensstil im Land, der allein das Wohnen in ihm auf 13 Den Aspekt der Bewahrung der Freiheit hat Crüsemann 1989 her- vorgehoben. 14 So bereits eindrücklich Zenger 1986, 76. Zu Fragen der Forschungs- geschichte siehe die beinah mono- graphische Auslegung des Dekalogs bei Eckhart 2012, 651–769. Das befreite Volk durfte die zuvorkommende Gnade erfahren und wird dann erst zu einer neuen Ethik verpflichtet.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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