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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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44 | www.limina-graz.eu Thomas Söding | Freiheit des Gewissens – Freiheit des Glaubens Gewissen – und verstoßen dagegen (Röm 2,12–16). Deshalb sind beide, Ju- den wie Heiden, auf die Gnade der Rechtfertigung angewiesen, die im Glau- ben angenommen werden kann. Das Gesetz thematisiert Paulus in diesem Argument nicht als eine Kraft, die zum Sündigen verführt, weil es heilig ist und das Vorrecht Gottes wahrt (wie in Röm 7), sondern als Urkunde des Willens Gottes, sowohl seines Heils- als auch seines Gestaltungswillens, der Israel das Leben im Land der Verheißungen bahnen soll. Wie es scheint, hat Paulus nicht nur, aber vor allem an den Dekalog und an das Liebesgebot gedacht (vgl. Röm 13,8–10). Die Offenbarung des Gesetzes gehört zu den heilsgeschichtlichen Privile- gien Israels (vgl. Röm 9,1–5), die eine besondere Sendung, aber auch eine spezifische Verantwortung der Juden begründen. Paulus, der Jude, arbeitet heraus, wie vergeblich es wäre, sich darauf berufen zu wollen, durch die Aufstellung des Gesetzes von Gott ausgezeichnet zu sein, wenn keine Taten folgen. Diese Kritik ist keine antijüdische Invektive, zu der die Passage in der christlichen Auslegung oft gemacht worden ist, sondern genuin jüdisch: Ausdruck reflektierter Selbstkritik in der Hoffnung auf eine Alternative, die Gott selbst mit der Sendung des Messias schafft. Die Kritik, die Paulus übt, ist die Kehrseite einer grandiosen Aussicht: dass nämlich Gott selbst als Lehrer seines Volkes das Gesetz den Menschen ins Herz schreibt, so dass es ihnen nicht als äußere Autorität begegnet, sondern als innerer An- trieb zuteilwird; das ist die Verheißung des Neuen Bundes (Jer 31,31–34), der Bewegung in die Gottesgeschichte Israels bringt, weil er nicht in einer bestimmten Situation aufgeht, sondern immer neue Horizonte öffnet (Fi- scher 2005, 172–176). In dieser Perspektive nimmt auch Paulus das Motiv auf: Der Neue Bund ist der Bund der Freiheit, weil er, der Tora gemäß, vom Geist Gottes erfüllt ist (2  Kor 3,6–17), so dass die Gläubigen erkennen, dass Gottes Licht im eigenen Herzen entzündet worden ist (2  Kor 3,18  –  4,6); das Letzte Abendmahl ist die Feier dieses Neuen Bundes, den Jesus durch die Hingabe seines Lebens gestiftet hat (1  Kor 11,23–26). Um die Verbindlichkeit des Gewissens zu unterstreichen und damit die Heiden nicht aus der Verantwortung zu entlassen, verbindet Paulus es in Röm  2 mit dem „Gesetz“. Der Bezug zur Tora ist dialektisch: Es gibt keine Identität, aber eine Analogie, weil auch das, was das Gewissen den Heiden sagt, verbindlich ist und weil die Tora nach Paulus (der mitten im Juden- Auch das, was das Gewissen den Heiden sagt, ist verbindlich.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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