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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
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47 | www.limina-graz.eu Thomas Söding | Freiheit des Gewissens – Freiheit des Glaubens den Übertreter anklagt, sondern auch den Gerechten motiviert, der Stimme des Gewissens zu folgen – in Freiheit. Die Autonomie des Gewissens wird durch den Glauben an das Evangelium nicht etwa obsolet, sondern relevant. Sie kommt zum Bewusstsein ihrer selbst. Sie weiß um ihre Schwäche, Wollen in Handeln zu übertragen, ohne deshalb in Verzweiflung zu verfallen. Sie weiß sich von Gott angenommen und im Einklang mit dem Gesetz gebildet, ohne daraus Ansprüche vor Gott abzuleiten. Sie weiß sich aufgehoben und bestärkt in der Kraft des Geistes, ohne die Versuchung zum Bösen zu unterschätzen. Die Freiheit des Glau- bens setzt die Freiheit des Gewissens voraus. Die Gewissensfreiheit findet in der Glaubensfreiheit zur Einheit von Gottes- und Nächstenliebe. Die Orientierung des Glaubens Der Sache nach spricht Paulus von der Freiheit des Gewissens – aber nicht dem Wort nach. Freiheit sieht er nicht nur als Möglichkeit, sich zu ent- scheiden, sondern als eine Gabe Gottes, die angenommen sein will, damit sie genutzt werden kann. Deshalb ist die Freiheit für ihn eine Heilsgabe (Gal 5,1.13). Diese Perspektivierung schließt nicht aus, dass Paulus die morali- sche Verantwortung betont, die ein Mensch auch dann zu tragen hat, wenn er nie vom Gesetz oder vom Evangelium gehört haben sollte – oder seine Gründe hat, das eine wie das andere abzulehnen. Doch die Theologie des Gewissens von Heiden und Christen zeigt, dass es keinen scharfen Kon- trast, sondern eine innere Einheit gibt, die freilich die eines tiefgreifenden Wandels, einer echten Konversion, einer begnadeten Lebenswende ist. Neben dem Galaterbrief ist der – gleichfalls rechtfertigungstheologisch orientierte – Römerbrief ein Hauptzeuge der paulinischen Freiheitstheo- logie. Die politischen Dimensionen stehen dem Apostel deutlich vor Augen . Genau deshalb entwickelt er, was ihm Freiheit ist, theologisch. Gott schenkt die Freiheit – so dass sie der Menschen eigene Freiheit ist, die sie verspie- len, wenn sie sündigen, und gewinnen, wenn sie Gott und den Nächsten lieben. An zwei Stellen führt Paulus diese Theologie der Freiheit weiter aus: zum einen im Anschluss an seine Theologie der Taufe (Röm 6,1–11), da es ihm Freiheit sieht Paulus als eine Gabe Gottes, die angenommen sein will, damit sie genutzt werden kann.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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