Seite - 106 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Reinhold Esterbauer Neurowissenschaftliche Ergebnisse lassen Freiheit heute oft als Phantom erscheinen. Selbst wenn man vertritt, dass Freiheit keine Illusion ist, steht man vor einer doppelten Schwierigkeit: Zum einen läuft man Gefahr, die zeitliche Eigenart von Freiheit und dadurch Identitätsbildung aus freiem Handeln misszuverstehen, insbesondere wenn man über religiöse Freiheit spricht. Zum anderen ist man versucht, einen Wahrheitsuniversalismus zu propagieren und das Göttliche zu sakralisieren. Demgegenüber wird im Aufsatz Hoffnung als wesentliche Dimension religiöser Freiheit ins Spiel gebracht und die Relativierung des Numinosen als wichtige Voraussetzung für religiöse Freiheit benannt. Nur auf diese Weise kann der Negation von Gewalt durch Gewalt – so die These – der Anruf des Guten als wesentliche Bestimmung religiöser Freiheit gegenübergestellt werden. Zwischen Hoffnung und Gewalt LIMINA Grazer theologische Perspektiven | 2:2, 2019, 107–129 | www.limina-graz.eu | DOI: 10.25364/17.2:2019.2.6 ABSTRACT Current neuroscientific findings make freedom appear to be an illusion. But even if one believes that freedom exists, there are two issues to consider: First, the time-based nature of freedom and thus free (autonomous) identity construction can easily be misunderstood, particularly in the context of freedom in religion. Second, there is a potential to preach a universalism of truth and sacralise the Divine. In response and in contrast, this article proposes that hope provides a key dimension and argues that the relativization of numinosity is an important requirement for freedom in religion. This presents the only solution that – ac- cording to this theory – allows the negation of violence through violence to be countered by the invocation of the Good as an essential attribute of freedom in religion. Schwierigkeiten von Freiheit in religiösen Bezügen