Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Seite - 155 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 155 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Bild der Seite - 155 -

Bild der Seite - 155 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2

Text der Seite - 155 -

156 | www.limina-graz.eu Hildegard Wustmans | Missbrauch – die Verspottung der Freiheit als so schleichend wahrgenommen, weil die geistlichen Begleiter*innen unhinterfragt den Betroffenen sowie ihrem sozialen Umfeld als moralisch integer und unbedingt vertrauenswürdig galten. Die am Beginn anziehen- de Spiritualität und die überzeugten freundlichen Menschen erwiesen sich erst nach und nach als eng im Denken und bestimmend im Handeln. (Vgl. Wagner 2014, 28–29)2 Bei der Konferenz wurde weiterhin deutlich, dass sich einige der Teilneh- menden ganz natürlich aus diesen Kontexten ausklinken konnten und da- mit auch schnell das Interesse an ihnen z.  B. von Seiten der Gemeinschaft erlosch. Einige outeten sich aber als missbrauchte Menschen. Und damit wurde allen Anwesenden klar, dass es diese dunkle Seite der Kirche auch in unmittelbarer Nähe gibt. Muster des Missbrauchs Jede Form von Missbrauch überschreitet Grenzen und missachtet die Men- schenwürde und das Recht auf freie Selbstbestimmung. Für den spirituel- len Missbrauch gilt, dass er sich bei Menschen anbahnt, die sich in der Re- gel in besonderen Lebenslagen und/oder Situationen der Bedürftigkeit be- finden und auf der Suche nach Sinn und Perspektiven für das eigene Leben sind. Den geistlichen Begleiter*innen wird in diesen Zu sammenhängen zugetraut, dass sie Menschen auf ihrem individuellen spirituellen Weg kenntnisreich begleiten und zu einer tieferen Begegnung mit Gott führen können. Im wahrsten Sinn des Wortes überantwortet sich dabei jemand der Autorität einer Person, der man zutraut, dass sie Hinweise und Vorschläge unterbreitet, die so gut, überzeugend und damit richtig erscheinen, dass man gar nicht umhin kann, sie zu befolgen. Findet die geistliche Begleitung in einem „gesunden“ Setting statt, dann handelt es sich dabei um eine Dreiecksbeziehung zwischen geistlicher Be- gleiterin/geistlichem Begleiter, der zu begleitenden Person und Gott. Wenn allerdings diese ursprüngliche Dreiecksbeziehung binär codiert wird, bricht sich das Unheil Bahn. Denn dann erfolgt die „Verwechselung von geistlichen Personen mit der Stimme Gottes“ (Mertes 2018, 35). Geistlicher Missbrauch zeigt sich gerade darin, 2 Dieses Vorgehen ist auch unter der Bezeichnung „Grooming“ (v.  a. aus dem Internet) bekannt und folgt dem gleichen Muster: Vertrauen und Nähe aufbauen, um schließlich zu missbrauchen. Die überzeugten freundlichen Menschen erwiesen sich erst nach und nach als eng und bestimmend.
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina