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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Seite - 168 -
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169 | www.limina-graz.eu Franz Winter | Hat neben Gottes Allmacht der freie Wille noch Platz? Zugrundeliegende Konzepte im Koran Vermutlich unter Einbezug vorislamischer Vorstellungen, in denen sehr stark die konkrete zeitliche Begrenzung des Lebens (verbunden mit Be- griffen wie dahr, zamān, „Zeit“, und ajal, „Spanne“, „Frist“) und auch die Ressourcen, die ihm zur VerfĂŒgung stehen (rizq, „Versorgung“) als vor- gegeben und -bestimmt aufgefasst wurden und dabei vor allem „Zeit“ (dahr, zamān) als ein gleichsam allem ĂŒbergeordneter Faktor entgegentrat, finden sich im Koran einige wichtige Vorgaben zu diesem Themenkreis, die spĂ€ter zu theologischer Entfaltung gefĂŒhrt wurden. Zentral ist dabei der Gedanke, dass der nun mit der neuen VerkĂŒndigung durch Moham- med eingefĂŒhrte persönliche Gott die absolute Instanz ĂŒber die genann- ten Faktoren darstellt. So wird beispielsweise eine offensichtlich als rein fatalistisch wahrgenommene BeschrĂ€nkung auf das diesseitige Leben, die allein vom Faktor „Zeit“ (dahr) bestimmt sei, heftig kritisiert (Sure 45, 24): „Und sie (die UnglĂ€ubigen) sagen: ‚Es gibt nur unser diesseitiges Leben. Wir sterben und leben (in diesem Rahmen), und nur die Zeit [
] lĂ€sst uns zugrunde gehen.‘“ DemgegenĂŒber wird die eschatologische Versicherung eines bevorstehenden „Tages der Auferstehung“ (yaum al-qiyāma; Sure 45,26) als Verweis auf die Allmacht Gottes, eben auch ĂŒber Leben und Tod, hervorgehoben und die konkrete Wirkung in der Endzeit und der bevorste- henden Scheidung zwischen UnglĂ€ubigen und GlĂ€ubigen als eigentlicher Referenzrahmen betont (und damit die alleinige Unterordnung unter den Faktor „Zeit“ abgewiesen; v.  a. Sure 45,27–35). AllfĂ€llige Determinismen sind also direkt mit dem Wirken und der Allmacht Gottes zu verbinden und dĂŒrfen nicht als selbstĂ€ndige, unabhĂ€ngige Para- meter interpretiert werden. Zu einer bedeutenden Entfaltung kommen diese Ideen dann in Suren, die man – wenn man den gĂ€ngigen Schemata der Chronologie der Entstehung des Koran folgt – der zweiten und dritten mekkanischen Periode zurech- net, wo schon deutlich die Konfrontation mit jĂŒdischen und christlichen Vorstellungen in den Vordergrund rĂŒckt und der zuvor dominante Fokus auf das apokalyptische Moment differenzierter ausgestaltet wird (Frolov 2002, 268f). Deutlich gemacht wird dies vor allem am Begriff ajal, was so- viel wie die „Lebensspanne“ bzw. „Frist“ jedes Menschen bezeichnet, die AllfĂ€llige Determinismen sind direkt mit dem Wirken und der Allmacht Gottes zu verbinden und nicht als selbstĂ€ndige, unabhĂ€ngige Parameter zu interpretieren.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
2:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
267
Kategorien
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