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Karl Farmer | Warum handelspolitischer Protektionismus wieder politikmächtig
und wirtschaftliche Freiheit zum Phantom wurden
gutes und den Lohneinkommen der weniger und höher Qualifizierten für die
optimale Politik bedeutsam. Die Löhne der weniger bzw. höher Qualifizier-
ten reagieren auf den Inlandspreis des Importgutes nach dem berühmten
Stolper-Samuelson-Theorem: Ein durch den Zoll höherer Preis des Import-
gutes lässt den Lohn der weniger Qualifizierten mehr als proportional zur
Preiserhöhung steigen, d. h. der Reallohn der weniger Qualifizierten steigt,
während der Real lohn der höher Qualifizierten sinkt. Ein höherer Zoll verrin-
gert demnach die Lohnungleichheit.
Summiert man den individuellen Gesamtnutzen über beide Qualifikati-
onsgruppen, erhält man jene politische Zielfunktion, die durch die Wahl
des Wertzollsatzes maximiert wird – unter der Nebenbedingung, dass alle
Identitätsentscheidungen individuell rational sind. Wenn sich eine oder
beide Qualifikationsgruppen mit der Nation identifizieren, taucht in der
politischen Zielfunktion (= Gesamtnutzenfunktion) die Lohndivergenz
zwischen höher und weniger Qualifizierten auf. Dann wird die Abneigung
gegen Lohn ungleichheit zu einem Element der Außenhandelspolitik. Aller-
dings nicht, weil die Wähler Fairness schätzen, sondern weil man bei Iden-
tifikation mit der Nation als ganzer einen Preis für die Identifikation mit
Ungleichen zahlt. Den will man über den Zoll so gering wie möglich halten.
In Anlehnung an Grossman und Helpman (2018, 12, 18) werden in Abb. 1 die
optimalen Zollsätze (Inlandspreise) gezeigt, welche die Politik unter den
vier Identifikationsregimes wählt, und es wird veranschaulicht, warum es
zu einem sprunghaften Anstieg des Zollsatzes bei Populismus kommt.
Abb. 1: Wohlfahrtsmaximale Inlandspreise in den vier Identifikationsregimen und „populistische“
Revolution. Quelle: Abb. 1 und 2 bei Grossman/Helpman 2018, 12, 18. Eigene Bearbeitung.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 2:2
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 2:2
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 267
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven