Seite - 8 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2

8 | www.limina-graz.eu LIMINA 3:2 | Digitale Transformation | Editorial sierten und informatisierten Zivilisation unmittelbar betreffen. Sie widmet sich der kritischen Frage nach der Transformation individueller und kol- lektiver Maßstäbe von Humanität im Sog des digitalen Wandels. Gerade aus theologischer Perspektive ist es in diesem Kontext mit einer Auseinandersetzung allein mit (sozial-)ethischen, technischen oder poli- tischen Dimensionen der Digitalisierung keineswegs getan: Es gilt, auch weitere Fragehorizonte zu thematisieren: ̟ Was heißt es, dass „etwas existiert“, wenn es sich um einen digita- lisierten Inhalt handelt? ̟ Worin besteht der Unterschied in der Existenzform zwischen em- pirischer und digitaler Wirklichkeit? ̟ Lassen sich Digitalisate in eine Seinshierarchie einordnen? Wenn ja, in welche und wo? Andere Fragen betreffen das Verständnis von Personalität: ̟ Kann ein Digitalisat eine Person abbilden? ̟ Unter welchen Umständen könnte eine digitale Entität als „Person“ gedacht werden, und sind klassische philosophische und theo- logische Ansprüche an den Personbegriff wie Vernunft, Würde, Ver- antwortung, Wahrheit, Schuldfähigkeit, Geschöpflichkeit etc. über- haupt noch gültige Kategorien? Ein weiteres Themenfeld betrifft die Eschatologie: ̟ In der christlichen Theologie ist die Vollendung von Mensch und Welt Gott vorbehalten. Digitalität und Technik legen dagegen Wege (vorläufig: Denkwege) offen, die auf Selbstvervollkommnung, Un- sterblichkeit und Erlösung abzielen, zum Beispiel im Posthuma- nismus und in der Vision des Mind-Uploading. Wie sind diese theo- logisch zu bewerten? ̟ Entstehen in diesem Kontext gar neue Eliten, vielleicht gegen- übergestellt einer neu formierten massa damnata, die mangels Res- sourcen und Kenntnissen aus dem Paradies ausgeschlossen bleibt? Um diese Fragen kreisen die Beiträge dieser Ausgabe und beleuchten sie aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln.