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Daniel Pachner | Wirklichkeit und Erfahrbarkeit digitaler Welten
Beinahe dreißig Jahre ist es nun her, dass man erstmals mithilfe eines Per-
sonal Computers auf das Internet zugreifen, Webseiten besuchen und sich
mit anderen online austauschen konnte. Diese Art der Kommunikation,
die in ihren Anfängen noch auf ortsgebundene Geräte beschränkt war, ist
heute einem Großteil der europäischen Bevölkerung sozusagen aus der
Hosentasche heraus zugänglich. Das Smartphone hat unsere Vernetzungs-
möglichkeiten enorm gesteigert: einerseits in geographischer Hinsicht,
insofern es ohne weiteres möglich ist, mit jemandem am anderen Ende der
Welt quasi gleichzeitig zu kommunizieren, andererseits auch in Hinsicht
auf die enormen Menschenmassen, die täglich online sind, was einer enor-
men Zunahme der Kommunikationspartner gleichkommt. Die Nutzung
des Internets ist schon längst nicht mehr auf den Besuch von Webseiten
beschränkt, sondern hat sich auf eine breite Palette an Kommunikations-
weisen ausgedehnt:
„[I]nternet use has become a ubiquitous, pervasive and sometimes in-
visible part of our everyday lives being accessed through all kinds of digi-
tal devices from satnavs and games consoles to tablet computers, mo-
bile phones and smart watches […]. We can now continue relationships
across the planet via applications like Skype, social networking sites like
Facebook and apps like Whatsapp, whatever time of day or night. We can
connect with people we have never met before through global websites
like LinkedIn, Twitter and Youtube or meet nearby strangers through
apps like Tinder or Meetup.“ (Harley et al. 2018, 1–2)
Die breite Verfügbarkeit dieser Kommunikationsmittel vernetzt ihre Nut-
zer und Nutzerinnen schon längst auf globaler Ebene und führt neue Wei-
sen des Umgangs ein. Aus dieser Vernetzung „ist eine digitale Systemland-
schaft entstanden“ (Henning 2019, 97), die zunehmend in den Alltag ein-
greift und das Leben bestimmt. Dies gilt nicht nur für Social-Media-Apps,
die das soziale Leben immer stärker bestimmen, sondern auch für den Be-
reich der Arbeit (vgl. Schröter 2019, 183–195), wo digital perfektionierte
Maschinen den menschlichen Arbeiter obsolet machen. Am sinnfälligsten
wird die Implementation des Digitalen in den Alltag im Bereich der Virtual
Reality, die irgendwann direkt das Erfahren der natürlichen, analogen Welt
durch Schaffung einer virtuellen Welt beeinflussen könnte (vgl. Pettijohn
2018).
Die digitalen Welten sind mitten im Leben angekommen und werden sich
vermutlich noch stärker als ein Bestandteil alltäglichen Lebens behaupten
und verfestigen können. Der rasanten Weiterentwicklung der technischen
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 3:2
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 270
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven