Seite - 39 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2

Georg Gasser Die Vision des sogenannten Mind-Uploading besagt, dass wir in Zukunft dank weiterer wissenschaftlicher Erkenntnisse hinsichtlich des (menschli- chen) Bewusstseins und dank des technologischen Fortschritts in der Lage sein werden, Bewusstsein auf künstliche Körper oder digitale Strukturen zu transferieren. Welche Theorie des Bewusstseins und welches Geist-Kör- per-Verhältnis werden dabei vorausgesetzt? Welche möglichen identitäts- theoretischen Probleme tauchen dabei auf? Was besagt eine solche Vision im Hinblick auf unsere derzeitige anthropologische Verfasstheit? Diesen Fragen gehe ich in meinem Beitrag nach. Ich werde dafür argumentieren, dass Mind-Uploading mit einer umstrittenen Theorie des Geistes einher- geht und dabei die wesentliche Rolle der leiblichen Verfasstheit für mentale Vollzüge außer Acht gelassen wird. Mind-Uploading arbeitet mit einer stark verkürzten Anthropologie, die der Komplexität unserer biologischen, psy- chischen und sozialen Verfasstheit nicht gerecht wird. „I0I00I0II ... Ich, digital?“ LIMINA Grazer theologische Perspektiven | 3:2, 2020, 39–70 | www.limina-graz.eu | DOI: 10.25364/17.3:2020.2.3 ABSTRACT The idea of so-called mind-uploading envisions that, in the future, we will be able to transfer consciousness to artificial bodies or digital structures thanks to technological progress. What theory of consciousness and what mind-body relationship are presupposed in this vision? What problems of human identity could arise? In this article I will explore these questions. I will mainly argue two points: First, that mind-uploading is associated with a controversial theory of the mind and second, that the essential role of our bodily constitution for our mental life is being disregarded. Mind-uploading works with a truncated and simplified anthropology that does not do justice to the complexity of our bio- logical, psychological and social constitution. Anthropologische und identitätstheoretische Überlegungen zur Vision des Mind-Uploading