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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
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46 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ Mind-Upload generiert werden, sich weder qualitativ noch im Hinblick auf ihre Genese oder ihr extrinsisches VerhĂ€ltnis zur Person im Teletranspor- ter unterscheiden. Es ist, anders ausgedrĂŒckt, kein relevanter Unterschied ersichtlich, der numerische IdentitĂ€t zwischen einer der beiden durch den Mind-Upload erzeugten Individuen mit der ursprĂŒnglichen Person recht- fertigen könnte. Numerische IdentitĂ€t wĂŒrde daher in einer zusĂ€tzlichen, nicht nĂ€her beschreibbaren Tatsache begrĂŒndet liegen.2 Da viele IdentitĂ€tstheoretiker vor der Annahme einer solchen zusĂ€tzlichen, nicht nĂ€her bestimmbaren IdentitĂ€tsrelation zurĂŒckschrecken, erscheint ihnen das Mittel der Wahl Variante 3 zu sein. Dieser Vorschlag besagt, den Begriff numerischer IdentitĂ€t in der Zeit durch den Begriff der Kontinui- tĂ€t in der Zeit zu ersetzen, der sich z. B. kausal interpretieren lĂ€sst: Dem- zufolge sind die beiden generierten Individuen im Hinblick auf ihre psy- chischen Eigenschaften kausal abhĂ€ngig von der Person, die in den Tele- transporter gestiegen ist, da fĂŒr den Mind-Upload diese Eigenschaften der ursprĂŒng lichen Person ursĂ€chliche Relevanz haben. Im vorliegenden Ge- dankenexperiment ließe sich dafĂŒr argumentieren, dass die KontinuitĂ€ts- relation zwar im Hinblick auf physische Eigenschaften nicht gegeben ist, da die biologische Konstitution der ursprĂŒnglichen Person beim Mind-Up- load keine Rolle spielt, aber dafĂŒr eine maximale StĂ€rke im Hinblick auf die psychischen Eigenschaften aufweist und somit eine eindeutige Zuordnung getroffen werden kann. Da die KontinuitĂ€tsrelation nicht der Logik der Eindeutigkeit folgt, er- laubt sie flexible Antworten in solchen und Ă€hnlich gelagerten FĂ€llen. Es lĂ€sst sich aufgrund des Grades der qualitativen Übereinstimmung mit dem Original zwischen nĂ€heren und entfernteren Nachfolgern unterscheiden – Ă€hnlich wie biologisch oder juridisch zwischen nĂ€heren und entfernteren Verwandtschaftsgraden unterschieden wird. Der Vorschlag, IdentitĂ€t durch KontinuitĂ€t zu ersetzen und die Möglich- keit mehrerer Nachfolger zu akzeptieren, mag uns prima facie als nicht sonderlich plausibel erscheinen. Dieser prima facie-Eindruck, so Vertreter des KontinuitĂ€tsansatzes, rĂŒhrt daher, dass uns Teilungsszenarien nicht gelĂ€ufig sind und in der menschlichen Erfahrungswelt keine Rolle spielen, da dort eine Logik der Eindeutigkeit vorherrscht. Teilungsszenarien in Ge- dankenexperimenten oder faktisch bei verschiedenen Organismen zeigen Eine KontinuitĂ€tsrelation folgt nicht der Logik der Eindeutigkeit und erlaubt daher flexible Antworten. 2 Eine prĂ€gnante Skizzierung dieser Position findet sich in Quante 2007, 62–66; siehe auch Nida-RĂŒmelin 2012 oder Baker 2012.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
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