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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Seite - 52 -
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52 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ Husserl will darauf aufmerksam machen, dass der Leib Lokalisationsfeld des Empfindens des ihm innewohnenden Individuums ist und somit Leib und das ihm zugehörige Individuum nicht real voneinander zu trennen sind. Der Leib ist sozusagen die räumliche Ausfaltung des Individuums, welches das unmittelbar zugängliche „Hier-Sein“ in der Welt markiert. Das Individuum selbst und sein Leib sind intrinsisch aufeinander bezogen; während ich mich materiellen Objekten nähern oder mich von ihnen ent- fernen und ich sie in mein Erfahrungsfeld eintreten lassen oder sie aus die- sem entfernen kann, ist der Leib stets da und mir gegenwärtig. Die vertraute Lebensform als menschliche Person verschränkt Bewusstsein und Leiblichkeit, wobei die Einheit der Person gerade auch darin begründet sein dürfte, dass wir nur einen Körper als Leib erfahren und diesen unmit- telbar für unsere Interaktionen mit der Umwelt zur Verfügung haben. Im Lichte der bisherigen Überlegungen möchte ich folgende Erträge her- vorheben, die für die Diskussion der Möglichkeit und Tragfähigkeit des Mind-Uploading von besonderer Wichtigkeit sind: ̟ Zum einen ist zu betonen, dass unser Selbstverständnis als mensch liche Personen im Normalfall mit einer Erfahrung der Einheit ein- hergeht, welche auf einer identifizierenden Bezugnahme auf ver- gangene Zustände dank der Erinnerung und zukünftige Zustände dank Antizipation beruht. Der Verlust personaler Einheit, wie er in Verdoppelungsszenarien ersichtlich wird, überwiegt die mög- lichen, durch eine solche Situation sich ergebenden Vorteile, weil dadurch die uns vertraute – und vermutlich für menschliche Per- sonen auch einzig mögliche – Lebensform unwiederbringlich ver- loren geht. ̟ Zum anderen wurde deutlich, dass unser Bewusstsein weniger als passives Medium der Informationsverarbeitung denn als ein aktives Medium der Deliberation und des Entscheidens aufgefasst werden sollte. Indem wir überlegen und Entscheidungen treffen, beziehen wir uns aktiv auf Gründe und eignen uns diese im Laufe eines Ent- scheidungsprozesses an oder weisen sie als ungenügend zurück. Solche Aneignungs-, Deliberations- und Entscheidungsprozesse samt daraus resultierenden Handlungsvollzügen verlangen nach Die Einheit der Person dürfte auch darin begründet sein, dass wir nur einen Körper als Leib erfahren.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
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