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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
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56 | www.limina-graz.eu Georg Gasser | „I0I00I0II ... Ich, digital?“ andauernd neue Zellen gebildet und alte ersetzt werden oder existierende Zellverbände neue Verbindungen eingehen. Der menschliche Organismus ist kein statisches Gebilde, sondern ein permanent im Wandel begriffenes dynamisches System. Dennoch scheinen die funktionalen Strukturen des Bewusstseins trotz dieser physiologischen Veränderungen (auf relevante Weise) identisch zu bleiben, da sich diese Veränderungen im Bewusstsein nicht weiter auswirken. Wäre der qualitative Aspekt des Bewusstseins aber an die konkrete materielle Realisierung gebunden, so würden die laufen- den Veränderungen derselben naheliegender Weise einen entsprechenden Niederschlag im phänomenalen Bewusstsein zur Folge haben. Da wir einen solchen qualitativen Niederschlag offenbar aber nicht bewusst erfahren, kann davon ausgegangen werden, dass er auch nicht stattfindet. Wenn der laufende Austausch biologischer Bestandteile eines Organismus den phänomenalen Aspekt seines Bewusstseins nicht ändert, dann kann dar- auf geschlossen werden, dass dies vermutlich bei einer Ersetzung biologi- scher durch künstliche Bestandteile auch nicht der Fall sein wird. Solan- ge die funktionale Organisation des Bewusstseins gewahrt bleibt, dürften sich weder der kognitive noch der phänomenale Aspekt des Bewusstseins merklich verändern, unabhängig davon, ob diese Organisation biologisch, in Silizium oder in einem anderen künstlichen Substrat realisiert ist (vgl. Chalmers 2010, 48). Diese funktionalistische Deutung des Bewusstseins ist aber nicht ohne Kri- tik geblieben. Zahlreiche Bewusstseinstheoretiker weisen ein solches Mo- dell gerade auch im Lichte unseres sonstigen Wissens über die Wirklichkeit als grundlegend verfehlt zurück. So kennen wir derzeit keine Formen von Bewusstsein, die nicht in Lebewe- sen, also biologisch, realisiert sind. Wenngleich Bewusstsein in verschie- dener Rücksicht als ein rätselhaftes Phänomen erscheinen mag (vgl. Brün- trup 2008, 134–136), so scheint es nicht abwegig zu sein, es in Anlehnung an Aristoteles als biologisches Phänomen zu bestimmen, das in Kontinuität zu anderen biologischen Prozessen steht (siehe z. B. Quitterer 2010). Da mit zunehmender Komplexität sich die unterschiedlichen Lebensvollzüge er- weitern, lässt sich Bewusstsein als Ausdruck dieser Lebensvollzüge deuten, wobei dieses im Menschen seine bisher höchste Komplexitätsstufe erreicht hat. Bewusstsein ist demgemäß als ein natürliches Phänomen zu bestim- Bewusstsein ist als natürliches Phänomen zu bestimmen, das in Kontinuität zu anderen Lebensprozessen steht.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
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