Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Seite - 78 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 78 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2

Bild der Seite - 78 -

Bild der Seite - 78 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2

Text der Seite - 78 -

78 | www.limina-graz.eu Herbert Hrachovec | Omnipräsenz / Telepräsenz adäquate Fassung des Körper-Geist-Verhältnisses steht. Harm Goris hebt die Schlüsselfrage hervor, wie Gott allen Geschöpfen als ihr Schöpfer im- manent sein und sie gleichzeitig transzendieren kann (Goris 2009). Ross D. Inman fragt nach dem Ort der Immaterialität, die eine solche Transzendenz notwendig impliziert (Inman 2017). Die Dreiteilung zwischen noetischen, psychischen und physischen Phänomenen, die Augustinus von Plotin über- nimmt, bestimmt den Mainstream der einschlägigen hermeneutischen und systematischen Arbeiten bis zum heutigen Tag. Als Gegenentwurf wird angeboten, Gottes Anwesenheit in seiner Tätigkeit (Van den Brom 1984; Gasser 2019; Arcadi 2017) und/oder seiner personalen Zuwendung (Stump 2013) zu begründen. In diesen Beiträgen steht Gottes kommunikatives Ver- halten im Vordergrund. Allgegenwart wird als intersubjektives Phänomen gesehen. Die Anstrengung, es in der Weltordnung zu lokalisieren, entfällt, wogegen der appellative Charakter der biblischen Aussagen (wieder) in den Vordergrund tritt. Die konzeptuelle Rafinesse dieser Publikationen ist hier nicht weiter zu ver- folgen. Im Rahmen dieses Beitrags wird die Kernfrage auf ein prominentes Beispiel körperlicher Unkörperlichkeit zugespitzt, nämlich das Auge Got- tes. In diesem Symbol weltumspannender Transzendenz ist die angespro- chene Polysemantik komprimiert. Dieses Auge darf man sich, das ist der erste Schritt, nicht wie das menschliche Organ vorstellen. Und dennoch, so wird ergänzt, bezeichnet es einen Modus des Sehens. Wie immer Gott beschaffen ist, er benötigt ein „Organ“, um menschliche Körper auf dem Planeten wahrzunehmen. Sein „Auge“ steht für die Omnipräsenz, die aus seiner Wesensbestimmung als Schöpfer aller Sichtbarkeiten folgt. Dieses „Schaubild“ synthetisiert Sichtbares und das Prinzip des Sehens. Es setzt philosophisch geformte Glaubenswahrheiten in eine griffige Symbolik um. Das ist ein Erfolgsrezept und zugleich ein wunder Punkt. Als einprägsames Motiv hatte es nachhaltige Wirkungen im religiösen Leben, genau durch seine theorielose Suggestivität konnte es aber andererseits zur Telepräsenz „umgewidmet“ werden. Dieser Seitenwechsel wird im nächsten Abschnitt betrachtet. Zuvor noch eine kurze Erinnerung an die Rolle des Symbols in der Glaubenspraxis. Gottes Auge, das auf den Menschen ruht, ist ein wiederkehrendes Bild im Alten Testament und hat im abendländischen Christentum weite Verbrei- tung gefunden (Der Liebesbrief [o. J.]; Mertin 2016; Furrer 2005). Gläu- Das Auge Gottes als Beispiel körperlicher Unkörperlichkeit
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 3:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
3:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
270
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina