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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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52 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum halter des Kaisers, der die Diebe tötete und die Ehebrecher und die Zau- berer, und der zu seinem Kanzler sagte: Diese drei (Verbrechen) habe ich selbst in einer Nacht begangen.“ Hier ist die Polemik mit Händen zu greifen. Babylonien, das Land, das die Exilierung vieler Judäer zu verantworten hat, worauf der bekannte Ps 137 verweist („An den Ufern von Babylon …“) ist tief im kollektiven Gedächt- nis verankert. Aktueller aber ist die Auseinandersetzung mit Rom, das zur Zeit der Abfassung des Midrasch schon christlich dominiert ist. Rom wird mit einem Schwein verglichen, das seine Hufe wegstreckt und damit sagen will, „Ich bin rein“, aber in Wirklichkeit raubt und plündert. Es gibt nur vor, ein gerechtes Gericht zu halten, aber die Richter sind korrupt und – mehr noch – begehen selbst Verbrechen (vgl. auch Genesis Rabba 65.1 und Psal- menmidrasch 80.6). Die Gleichsetzung von Reinheit mit Gerechtigkeit ist im Übrigen an dieser Stelle bemerkenswert. Das Schwein wird zum Inbegriff des Unreinen und Falschen (vgl. die Bei- spiele bei Rosenblum 2010). Häufig wird dabei der Bruder Jakobs, Esau, mit Rom identifiziert und mit dem Schwein in Verbindung gebracht und im Mi- drasch Genesis Rabba 63.8 sogar explizit als Schwein bezeichnet. Im selben Abschnitt wird dort vom römischen Kaiser Diokletian behauptet, dass er ursprünglich ein Schweinehirte in der Nähe von Tiberias gewesen sei. Für diese Anschuldigung will er sich später bitter rächen, aber die bedrohten Juden werden wundersam gerettet. Abgrenzung geschieht zur Identitätswahrung. Dies gilt auch dort, wo die historische Praxis durchaus Durchlässigkeit und Anpassungswillen (nicht nur Anpassungsdruck) erkennen lässt. Die Unterscheidung zwischen strengen und laxen Praktiken begegnet im Mittelalter und der frühen Neu- zeit mehrfach, nicht zuletzt in Bezug auf verbotene Mischungen und den bereits erwähnten zeitlichen Abstand zwischen dem Genuss von fleisch- licher und milchiger Nahrung. Kraemer (2007, 94–97) schildert z. B., dass im 16. Jahrhundert in Polen unter König Sigismund / Zygmunt II. August enge Kontakte zwischen Juden und Nichtjuden herrschten. Darauf reagier- ten nun die jüdischen Gelehrten, in dem sie die Einhaltung strenger Speise- vorschriften als Zeichen der Toratreue betonten und sich von denen ab- grenzen wollten, die sich so weit als möglich in die polnische Gesellschaft zu integrieren versuchten. Gleichsetzung von Reinheit mit Gerechtigkeit
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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