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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 55 -
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53 | www.limina-graz.eu Gerhard Langer | Essen und Trinken als Ausdruck von Identität und Diversität im (rabbinischen) Judentum Gerade in Bezug auf den Wein – der nicht nur als Genussmittel, sondern auch in der Liturgie eine wichtige Rolle spielt – wird besonders darauf ge- achtet, dass damit vor seiner Verwendung im jüdischen Haus kein Götzen- dienst getrieben wurde. So verbietet ihn der babylonische Talmud (Avoda Zara 31a), weil, wie es heißt, die Nichtjuden ihn als Trankopfer verwende- ten. Wein muss vom Weinstock bis zur Ausschank streng religionsgesetz- lich kontrolliert werden. Nichtjuden sollten dabei fernbleiben. Eine Aus- nahme wird dann gemacht, wenn der Wein für kurze Zeit während des Her- stellungsprozesses stark erhitzt wurde (jajin mevuschal, vgl. babylonischer Talmud Schabbat 40b), was bis heute – unter unterschiedlichen Vorgaben, die zwischen 75,5° und 87,7° Celsius schwanken – häufig üblich ist, vor allem, wenn Nichtjuden koscheren Wein anbieten wollen. Auf diese Weise wird es beispielsweise auch nichtjüdischen Kellnern in einem Restaurant erlaubt, eine Flasche Wein zu öffnen. Nichtsdestotrotz wissen wir, dass der Erwerb von Wein von Nichtjuden, aber auch der gemeinsame Weingenuss und die Tischgemeinschaft im Laufe der Geschichte keine Seltenheit waren (vgl. dazu Kraemer 2007, 123–145). Widerstand gegen diese gängige Praxis kam von beiden Seiten. So wird die Tischgemeinschaft von Juden mit Nichtjuden indirekt auch durch die re- gelmäßig wiederholten Verbote durch kirchliche Konzilien und Synoden bestätigt (Laodikea 364; Karthago 398; Epao 517 etc.). Auf jüdischer Seite nur ein Beispiel aus dem babylonischen Talmud Avoda Zara 36b. Er kommentiert die Mischna Avoda Zara 2.3–7, in der verschie- dene Produkte, die von Nichtjuden erzeugt wurden, darunter bestimmter Käse und Wein, verboten werden. Es heißt: „Und Geniva sagte im Namen Ravs: Über sie alle (Brot, Öl, Wein und Töchter) wurden wegen Götzendienstes ein Verbot verhängt. So, als Rav Acha bar Adda (nach Babylonien) kam (sagte er, dass) Rabbi Isaak sagt: Sie verboten ihr Brot wegen des Öls. Warum ist Öl gegenüber Brot stärker verboten? Vielmehr sind ihr Brot und ihr Öl wegen des Weins verboten, und der Wein wegen ihrer Töchter, und ihre Töchter wegen einer anderen Sache, und die andere Sache wegen einer anderen Sache. Ihre Töchter sind (aber) schon in der Tora verboten, wie es heißt: ‚und du sollst dich nicht mit ihnen verschwägern. [Deine Tochter gib nicht seinem Sohn und nimm Widerstand gegen die Tischgemeinschaft von Juden mit Nichtjuden
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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