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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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77 | www.limina-graz.eu Ulvi Karagedik | Ansätze für eine islamische Speiseethik gemäß den islamischen Primärquellen Koran und Hadith „Sag: In dem, was mir offenbart worden ist, finde ich nichts, das zu es- sen jemandem verboten wäre, außer Verendetem, ausgeflossenem Blut, Schweinefleisch – Das ist ein Gräuel oder Frevelhaftes, worüber man an- deres als Gott angerufen hat. Doch wenn jemand in einer Zwangslage ist, ohne aufzubegehren und nicht gesetzwidrig – Dein Herr ist voller Ver- gebung und barmherzig.“ (Koran, 6: 145) Die zitierten Koranstellen verdeutlichen sehr treffend die Mehrdimensio- nalität islamischer Speiseregeln zwischen Profanität und Religiosität. So leuchtet es (aus gesundheitlichen Gründen) ein, kein Fleisch von verende- ten Tieren zu verspeisen. Die Verbote des Konsums von Schweinefleisch, Blut oder Götzengaben können aus Sicht des Autors in Kontinuität zu den biblischen Geboten (etwa in 5 Mose 12,23–25; 3 Mose 17,11–14; Apg 15,20; 15,29) gelesen und somit religiös verstanden werden. Die Speisevorschrif- ten werden in den prophetischen Überlieferungen weiter ausdifferenziert und umfassen dort auch das Konsumverbot des Fleisches von Nagern und Raubtieren (welche ihre Beute mit ihren Krallen reißen) (vgl. Muslim: Ṣayd, 1934; 23; 4752; Abū Dāwūd: ʾaṭʿima, 3805; 70; 3796). Der Islam („sich Gott hingeben“) ist in diesem Zusammenhang nicht als Begriff zu verstehen, der genuin für die koranische Botschaft steht, son- dern explizit die Kontinuität zu den Offenbarungsverkündigungen früherer Propheten wahrt (vgl. Koran, 10: 90; 7: 157 oder 3: 84). Deswegen verwun- dert es auch nicht, dass der Koran auch Bezug auf etablierte Speiserege- lungen nimmt, diese zum Teil fortführt sowie den Verzehr von Fleisch ge- währt, das durch Juden und Christen (unter Wahrung der jeweils eigenen Schächtregeln) geschlachtet wurde (vgl. Baktı 2015; Koran, 5: 5). Gleiches gilt für den Verzehr anderer Produkte, welche die Schlachtung von Tieren erfordern, wie beispielsweise von Gelatine, Käseprodukten mit tierischem Lab oder Lebensmittelfarbe (vgl. Binti Hazahari 2018). Andererseits wer- den Speisevorschriften wie das Schweinefleischverbot auch mit modernen wissenschaftlichen Begründungsversuchen gesundheitlicher Negativfol- gen ausgelegt (vgl. Reckeweg 1977). Folgt man derartigen Analogien, sollte es aber ebenso schlüssig sein, dass der Verzehr anderer gesundheitsschäd- licher Fleischprodukte (etwa von antibiotikabelastetem, keimresistentem Geflügelfleisch) als religiös problematisch gewertet wird, auch wenn diese ḥalāl-zertifiziert sind. Kontinuität zu den Offenbarungsverkündigungen früherer Propheten
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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