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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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94 | www.limina-graz.eu Claudia D. Bergmann | Allein am Tisch? Gottheit zum Wohle des Volkes erinnern soll (siehe dazu auch Geiger 2009; Altmann 2011; MacDonald 2008). Mähler und der mit ihnen verbundene Gedanke von Nahrungsfülle verbinden auch oft die biblischen Ideen von Urzeit und Endzeit, nämlich dann, wenn wie im Jesajabuch oder auch beim Propheten Ezechiel paradiesische Urzustände und die zukünftige Restau- ration Israels miteinander in Beziehung gesetzt werden. Vor allem in den Texten, die relativ spät zum Kanon hinzukamen, wird deutlich, wie stark das „Wie?“ und das „Was?“ beim gemeinschaftlichen Mahl Einfluss auf die sich entwickelnde jüdische Identität hatten. So be- richtet Bel et Draco, ein Zusatz zum Danielbuch aus hellenistisch-jüdischer Zeit, dass die Nahrungsaufnahme zum Maßstab für das Leben oder den Tod der Hauptfiguren der Erzählung wird (vgl. Bergmann 2004). Im Estherbuch wird deutlich zwischen den opulenten Festmählern „der Anderen“ und dem „eigenen“ moderaten Verhalten unterschieden, und auch im Tobit- buch ist Moderation ein hochgelobtes Gut (vgl. u. a. Est 1,10; Est 3,15; Est 4,16 oder Tob 4,5–19). Bei diesen wenigen Beispielen wird die enge Verflechtung von Mahlge- schehen und Identitätsbildung besonders deutlich, aber auch die scheinbar individuellen Mähler oder die innerhalb einer Familie oder einer kleinen Gruppe, von denen die Hebräische Bibel berichtet, beziehen sich als Narra- tive auf die Gemeinschaft, sind sie doch für diese geschrieben worden und wollen sie doch im Kleinen symbolisieren, was auch im Großen der Fall ist. So ist das Festmahl beim Abstillen von Isaak (Gen 21,8) potentielles rituelles Modell für andere rites de passage im Genesisbuch, die Frage der Erbfolge zwischen den Zwillingen Esau und Jakob, die letztlich zum Gründungsmy- thos Israels gehört, wird mit Hilfe zweier bedeutungsträchtiger Mahlzei- ten entschieden (Gen 25,29–34; Gen 27,14–28), und Bundesschlüsse in- nerhalb einer Familie, wie der zwischen Laban und Jakob (Gen 31,44–46), werden mit Festmählern besiegelt. Die Gruppe derer, die an diesen Mählern teilnehmen, ist auf der Basis der Erzählung zwar klein, und doch betreffen sie letztendlich das gesamte Volk Israel, wird in und mit ihnen doch erz- elterliches Verhalten in Beziehung zueinander und zu Gott gezeigt sowie Gottes Vorsehung hinsichtlich der Wurzeln Israels beschrieben und damit Identität begründet. Und Speisegesetze wie die in Dtn 14 und Lev 1 machen noch einmal ganz deutlich, dass das geregelte und rituell begangene Ein- Eine enge Verflechtung von Mahlgeschehen und Identitätsbildung
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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