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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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96 | www.limina-graz.eu Claudia D. Bergmann | Allein am Tisch? Nilinsel Elephantine. Etwa dreihundert Jahre vor der Zeitenwende entstand dann auch eine große Diasporagemeinde im ägyptischen Alexandria. Das Leben in der Diaspora setzte sich fort, und bis heute sind Menschen, die sich selbst als Jüdinnen und Juden definieren, auf der ganzen Welt verteilt. Die Schaffung einer jüdischen Identität wurde daher in Zeiten des Exils und aufgrund andauernder Diasporaerfahrungen besonders wichtig. Diese Aus- bildung von Identität geschah durch das Wiedererzählen von Geschichte, die Etablierung einer Ahnenlinie und die Ausarbeitung religiöser Schriften sowie deren Kanonisierung. Gleichermaßen entstanden Gesetze und Ritu- ale, die das Distinkte am Jüdischsein betonten, auch und gerade in seiner Andersartigkeit den Umgebungskulturen und -religionen gegenüber. Einige dieser Rituale, die heute typischerweise als „jüdisch“ verstanden werden, wie die Einhaltung des Sabbats, die Beschneidung oder auch die koschere Lebensweise, nahmen aber erst in makkabäischer Zeit eine feste Gestalt an. Gerade damals, als man sich des Hellenismus erwehren muss- te, der auch für viele Jüdinnen und Juden interessant und attraktiv war, als politische und religiöse Machthaber wechselten oder große Schwäche zeigten, als Gymnasien errichtet wurden und der Tempel zeitweise ent- weiht war, wurden die jüdischen Speisegesetze wesentlicher Bestandteil der jüdischen Lebensweise und setzte man sich mit der Frage nach „eige- nen“ und „fremden“ Speisen auseinander (siehe dazu auch Collins 1993; MacDonald 2008). Vor allem im Machtvakuum zwischen den hellenistisch geprägten Seleukiden und den toratreuen Makkabäern im 2. Jahrhundert v. u. Z. standen sich hellenistische und jüdische Lebensweise am gleichen Ort gegenüber, oder eher, sie standen konkurrierend nebeneinander. Jüdische Versuche, auf den Schlachtfeldern der Weltgeschichte im Mit- telmeerraum unabhängig zu werden, wie sie unter dem Hohepriester Si- mon unternommen wurden, kamen mit dem Einmarsch der Römer 64–63 v. u. Z. zu einem Ende. Politisch und religiös war auch die Periode um die Zeitenwende von Krisen und Brüchen geprägt. Das zentrale Heiligtum wurde entweiht, neu eingeweiht, später zerstört, religiöse Gemeinschaft gewaltsam aufgelöst. Infrage standen damit wieder und andauernd alle ge- sellschaftlichen und religiösen Lebensentwürfe derer, die sich in diesem Gebiet zu Hause fühlten. Die jüdische Identität unter römischer Vorherr- Die Schaffung einer jüdischen Identität wurde in Zeiten des Exils besonders wichtig.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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