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Dilek Bozkaya und Alfred Garcia Sobreira-Majer | Interreligiöses Lernen am Buffet
Interreligiöses Lernen gilt heute als zentrale religionsdidaktische Dimen-
sion zur Auseinandersetzung und Bewältigung der Herausforderungen in
einer religiös und kulturell pluralen Welt. Die Konzeptionen und Methoden
dazu sind mannigfaltig (vgl. Leimgruber 2007; Sajak 2018; Meyer 2019).
Eine davon setzt im Sinne eines ganzheitlichen Lernens beim Zubereiten
und Verkosten von Speisen aus den Fest- und Fastentraditionen der Religi-
onen an. An einer Wiener Schule bereiten Schüler:innen mit Haubenköchen
ein interreligiöses Buffet vor (vgl. Helmberger 2018, 14–15), im Rahmen
des Herbert-Quandt-Schulenwettbewerbs entsteht an einem Oberstufen-
zentrum in Berlin ein Trialogisches Kochbuch (vgl. Sajak 2013, 52–59; Sa-
jak 2018, 123), in der Lehrer:innenfortbildung der KPH Wien/Krems wird
die Küche zum Seminarraum und nach einem Konzept des SRF (Schweizer
Radio und Fernsehen) sieht man Jugendliche aus fünf Religionen ihr Feier-
tagsmenü kochen (vgl. SRF myReligion 2013). Interreligiöses Kochen und
Verkosten ist zur Lernmethode geworden. Im gemeinsamen Zubereiten
und Essen werden auf „köstliche“ Weise Wege des gegenseitigen Verste-
hens angebahnt.
Dieser „kulinarische“ Ansatz erweist sich als fruchtbar. Es lohnt sich, ihn
religionspädagogisch weiterzudenken und in einen theoretischen Rahmen
interreligiösen Lernens zu stellen.1 Ausgangspunkt der folgenden Überle-
gungen sind Beispiele aus der christlichen und aus der – wenig bekann-
ten – alevitischen Tradition.
1 Essen und Trinken im Christentum
Vor allem zwei Merkmale kennzeichnen den Umgang mit Essen und Trin-
ken im Christentum nach dem Neuen Testament: die Aufhebung der jüdi-
schen Speisegebote und die zentrale Bedeutung des Abendmahls, d. h. des
Essens und Trinkens in einem kultischen Zusammenhang (vgl. Hock 2013,
81). Die beiden genannten Merkmale unterscheiden das Christentum mar-
kant von Judentum und Islam. Daneben sind Fastentraditionen entwickelt
worden, die Zeiten des Nahrungsverzichts und der Enthaltsamkeit von be-
stimmten Speisen im Jahreskreis vorsehen.
Interreligiöses Kochen und Verkosten
ist zur Lernmethode geworden.
1 Sajak 2018, 120.123, hat den An-
satz am Beispiel von „religiösen
Mahlzeiten“ konkretisiert und in
den Zusammenhang eines Trialogi-
schen Lernens gestellt.
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 4:2
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 214
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven