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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
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142 | www.limina-graz.eu Dilek Bozkaya und Alfred Garcia Sobreira-Majer | Interreligiöses Lernen am Buffet 2 Speisen im Alevitentum (Gem)einsam Essen Denkt man an religiöse Feste, so kommen einem in erster Linie Bilder eines festlich gedeckten Tisches in den Sinn, an dem die gesamte Familie ge- meinsam teilnimmt. Vielleicht sagt eine oder einer der Anwesenden ein Tischgebet, und im Anschluss wird gemeinsam gespeist und getrunken. Eine positive Energie, verbunden mit einer heiteren Stimmung innerhalb der Gäste, durchströmt den ganzen Raum. Die Sprache, die verwendet wird, klingt freundlich und alle fühlen sich am Tisch wohl und gut versorgt. Wie- so ist das so? Der Soziologe Georg Simmel beschreibt den Wunsch nach Essen als das „Gemeinsamste aller Menschen“ (Simmel 1984 [1957], 243), als ein urzu- ständliches Element des Menschseins. Er beschreibt die Nahrungsaufnah- me als einen egoistischen Akt, der im Grunde Menschen voneinander eher trennt als verbindet, da man dem anderen das Essen wegisst. Simmel weist aber auch auf die Tatsache hin, dass die Nahrungsaufnahme zwischen dem Wunsch der Lebenserhaltung und der zwischenmenschlichen Beziehung zu orten ist, wobei hier die Mahlzeit selbst zwischen den beiden Ebenen steht. Sie ist nach Simmel ein soziologisches Konstrukt, welches einheits- stiftend sein kann, indem die vorher erwähnten egoistischen Elemente für das Wohl der Gemeinschaft zurückgedrängt werden. Daher nennt Simmel die Mahlzeit als die Brücke, die die Natur mit der Kultur vereinigt. Dies hat die Folge, dass die teilnehmenden Gäste gemeinsam eine soziale Einheit bilden, und aus einer primitiven und individuellen Notwendigkeit entwi- ckelt sich ein öffentliches Ereignis (vgl. Simmel 1984 [1957]). Helal Essen Aus der alevitischen Perspektive betrachtet, bildet die Mahlzeit ebenso eine Brücke zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft wie zwischen dem Ich und dem Wir und zwischen Gott und dem Menschen. Denn nach ale- vitischem Glaubensverständnis ist „der Mensch nicht nur gegenüber Gott verantwortlich, sondern auch der Gemeinschaft, mit der er zusammen- lebt“ (Güzelmansur 2012, 175). Hier steht jedoch nicht nur das gemein- Die Mahlzeit als einheitsstiftendes soziologisches Konstrukt
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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