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Dilek Bozkaya und Alfred Garcia Sobreira-Majer | Interreligiöses Lernen am Buffet
Dritte Möglichkeit: Gemeinsames Kochen von religiösen Festtagsspeisen
Hier werden die Speisen nicht schon fertig mitgebracht, sondern in einer
(Schul-)Küche gemeinsam nach Rezept zubereitet. Die Teilnehmer:innen
kochen oder backen nach kundiger Anleitung Speisen, die nicht aus ihrer
eigenen religiösen Tradition stammen. Hier geschieht das Eintreten in die
andere Religion durch aktives Tun und Ausprobieren. Den Abschluss bildet
das Essen an der gemeinsamen Tafel, an der Speisen mit ihren religiösen
Aspekten von den jeweiligen Expert:innen erklärt und – wenn bei der Zu-
bereitung alles funktioniert hat – auch genossen werden.
Vierte Möglichkeit: Interreligiöses Buffet für alle
Eine andere Herangehensweise ist das interreligiöse Buffet für alle, wie es
gerne zum Abschluss von interreligiösen Projekten veranstaltet wird. Hier
besteht die Herausforderung darin, das Angebot so zu gestalten, dass alle
alles essen können, ohne die Sorge haben zu müssen, dies würde gegen die
Speisegebote der eigenen Religion verstoßen. Dabei könnten auch Info-
Kärtchen mit Angabe der Zutaten sowie des religiösen Hintergrunds hel-
fen. Man lernt dadurch nicht nur religiöse Festtags- oder Fastentraditio-
nen kennen, sondern auch die Speisegebote der einzelnen Religionen, die
in der Planung und Vorbereitung zu berücksichtigen sind.
Bei allen Vorschlägen stellt sich die Frage, ob und wie man auch Religionen
einbeziehen kann, die an der Schule nicht vertreten sind. Da es kaum jüdi-
sche Schüler:innen an öffentlichen Schulen in Österreich gibt, ist das mit
dem Judentum fast immer der Fall. Damit nicht die reiche jüdische Tradi-
tion an Speisen aus dem Judentum ausfällt, könnte man externe Expert:in-
nen ins Klassenzimmer oder in die Schulküche einladen, damit z. B. auch
gefilte Fisch auf den Tisch kommen.
5 Was bedacht werden sollte:
Grundsätzliche Überlegungen zum Abschluss
Speisen aus religiösen Traditionen gewinnen ihre Bedeutung innerhalb
ihres religiösen Verwendungszusammenhangs (Ritual). Innerhalb des-
sen haben sie ihre spezifische Funktion und bieten – häufig in Folge ihrer
Fremdheit – starke Anreize für interreligiöses Lernen. Dieses sollte sich
Limina
Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
- Titel
- Limina
- Untertitel
- Grazer theologische Perspektiven
- Band
- 4:2
- Herausgeber
- Karl Franzens University Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 4.0
- Abmessungen
- 21.4 x 30.1 cm
- Seiten
- 214
- Kategorien
- Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven