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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 155 -
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153 | www.limina-graz.eu Dilek Bozkaya und Alfred Garcia Sobreira-Majer | Interreligiöses Lernen am Buffet daher nicht nur auf die Erfahrung mit einzelnen Elementen (Verkostung von Speisen etc.) beschränken, sondern das Miterleben religiöser Rituale bzw. Feiern mit diesen Elementen ermöglichen und fördern. Das gilt im höchsten Grad für Brot und Wein in der Abendmahlsfeier, aber etwa auch für die Verteilung von gesegnetem Lokma. Das Miterleben eines Abend- mahlgottesdienstes (einer Messe, einer Göttlichen Liturgie) oder die Teil- nahme an einer Cem-Zeremonie kann erst die tiefere Bedeutung von Brot (und Wein) in der jeweiligen Religion sichtbar und verständlich machen. Interreligiöses Lernen anhand von Speisen aus religiösen Traditionen hat dort seine Grenze, wo ein solcher Gebrauch – nach Empfinden der Ange- hörigen der jeweiligen Religion – die Speisen „entweihen“ würde. Gerade weil sie den Gläubigen kostbar sind, lassen sie sich nicht einfach an Außen- stehende verkosten. Diese Form des interreligiösen Lernens setzt Respekt vor der religiösen Tradition und Religiosität der anderen voraus. Dabei ist zu bedenken, dass die Konzepte von Profanisierung und Sakralität in den Religionen und Konfessionen unterschiedlich sind. Interreligiöses Lernen anhand von Speisen aus religiösen Traditionen macht auch bewusst, was mit Rücksicht auf religiöse Speisegebote nicht gekostet oder verkostet werden kann. Nicht alle dürfen alles essen, z. B. Schweinefleisch (Judentum, Islam) oder Milchiges und Fleischiges zu- sammen (Judentum). Auch diese „Leerstellen“ können Anlässe für inter- religiöses Lernen sein, wenn sie entsprechend didaktisch genutzt werden. Ein interreligiöses Buffet für alle setzt eine reflektierte Vorbereitung und Gestaltung voraus. Es verlangt zweierlei: eine geschickte Präsentation der Speisen, die aus religiösen Traditionen kommen und diese nahebringen können, und eine religionssensible Berücksichtigung der jeweiligen Spei- segebote. Bei interreligiösem Lernen anhand von Speisen aus religiösen Traditio- nen sollte eines im Bewusstsein bleiben: Essen verbindet und Essen trennt bzw. hat zu allen Zeiten auch getrennt: zwischen Arm und Reich, zwischen Rein und Unrein, zwischen Religionen und Kulturen. Die religiösen Speise- gebote dienten auch zur Unterscheidung zwischen Wir und den Anderen, und nicht alle können und konnten sich dasselbe leisten. Das Besondere am Modell des interreligiösen Buffets ist, dass es das Trennende unterläuft und durch gegenseitiges Verstehenlernen, Rücksichtnehmen und gemein- sames Essen Verbundenheit ermöglicht und gleichzeitig darstellt. Essen verbindet und Essen trennt.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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