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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 163 -
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161 | www.limina-graz.eu Isabelle Jonveaux | Transfers des Fastens dessen Körper mit schweren Mahlzeiten beschwert ist, faul werden kann und schwach in seinem Kampf gegen andere Laster. Léo Moulin schreibt, dass es im Mittelalter eine echte Tortur gewesen sein müsse, den Tisch zu verlassen, „ohne seinen Hunger gestillt zu haben, und nicht außerhalb der Mahlzeiten zu essen“ (Moulin 1978, 104; Übersetzung: I. J.)7. Nach Adalbert de Vogüé bestehe das Fasten nach benediktinischer Tradition im Wesent- lichen darin, den Zeitpunkt der ersten Mahlzeit des Tages zu verschieben, die in der Fastenzeit erst nach der Vesper, also am Ende des Nachmittags, eingenommen wurde. Ein Verschwinden des Fastens? Wie sieht es mit dem Fasten im klösterlichen Leben heute aus? Diese Reali- tät kann von Gemeinschaft zu Gemeinschaft und insbesondere von Land zu Land sehr unterschiedlich erlebt werden, wie Feldforschungen in Frank- reich und Österreich gezeigt haben (vgl. Jonveaux 2018). Allerdings ist – vor allem in Österreich – festzustellen, dass Mönche und Nonnen das Ge- fühl haben, das Fasten würde tendenziell verschwinden. Wenn man ver- gleicht, wie oft Fasten als konkrete Übung der Askese in den Interviews erwähnt wird, steht es an zweiter Stelle, nach dem Gemeinschaftsleben. Oft aber wird das Fasten von den Mönchen und Nonnen erwähnt, um zu betonen, dass sie es selber nicht mehr so leben würden. Sie sagen etwa, sie würden „nicht wirklich fasten“, „kein Fasten im strengen Sinn leben“ oder dass man „die Fastenzeit nicht wirklich spürt“. Es sieht so aus, als hätten die Mönche und Nonnen selbst den Eindruck, nicht mehr zu fasten. Die Säule, um die herum sich Fastenpraktiken entwickeln, ist, wie bereits erwähnt, besonders in Gemeinschaften der benediktinischen Tradition die Frage des Fleischkonsums. Viele französische Gemeinschaften leben eine völlige Fleischabstinenz, die jedoch im Krankheitsfall oder bei Einladun- gen durch Laien ausgesetzt werden kann. In diesem Sinne handelt es sich nicht um ein religiöses Verbot, denn es wird unterbrochen, wenn ein hö- herer Grund es erfordert. Auch in Gästehäusern mancher Klöster bekom- men die Gäste Fleisch, während die Mönche oder Nonnen keines essen. In den untersuchten Klöstern in Österreich, Italien und Belgien erscheint die Fleischabstinenz weniger streng und ist oft auf zwei oder drei Tage in der 7 Im Original: „sans avoir satis- fait sa faim et de ne pas manger en dehors des repas.“ Mönche und Nonnen selbst haben oft den Eindruck, nicht mehr zu fasten.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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