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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 176 -
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174 | www.limina-graz.eu Isabelle Jonveaux | Transfers des Fastens nen? Das Fasten, vor allem in seiner quantitativen Form des Nicht- oder Weniger-Essens, ist aus den meisten klösterlichen Gemeinschaften ver- schwunden. Ausgehend von dieser Beobachtung versuchen einige Mönche oder Nonnen, Fastenpraktiken wieder einzuführen. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der Benediktinermönch Adalbert de Vogüé, der als Einsiedler im Park seiner Abtei versuchte, den Rhythmus nur einer einzigen täglichen Mahlzeit um 15 Uhr zu leben, wie er in der Benediktinerregel vorgesehen ist. Er behauptet: „Aber dieses ‚Fasten‘ [wie er es in den 1970er Jahren in seiner Gemein- schaft lebte] war kein Fasten, denn Fasten ist nicht, weniger zu essen, sondern gar nicht zu essen.“ (de Vogüé 1988, 15; Übersetzung I. J.)12 Auch ein belgischer Benediktinermönch erklärte mir in einem Interview, dass er versuche, den wahren Sinn des Fastens in der Abwesenheit von Nahrung wiederzufinden: „Ich habe einige Entdeckungen auf dem Gebiet des Fastens gemacht. Das Fasten ist auf eine gewisse Nüchternheit reduziert worden, und die Leute sind dazu gekommen zu sagen, na ja, im Grunde genommen ist Fasten ein bisschen weniger essen, mäßiger, mit mehr Einfachheit, und so wei- ter. Mein kleines Experiment ist ganz elementar. Fasten heißt, nicht zu frühstücken. Wenn ich faste, esse ich nicht zum Frühstück.“ (04.2014) Dazu ist es aber wichtig zu bemerken, dass der Verzicht auf das Frühstück in der Benediktinerregel keine asketische Bedeutung hat, da es zu jener Zeit kein Frühstück in der Gesellschaft gab: „Die Zahl der Mahlzeiten war in der ausgehenden Antike je nach sozia- lem Stand sehr unterschiedlich: ‚Reiche nehmen mehrere Mahlzeiten zu sich, Arme oft nur eine am Tag.‘ (Böckmann) An diesem Vergleich müs- sen wir die monastische Praxis messen. Sie versucht, die Mitte zu halten: An Fasttagen (und das waren viele!) gibt es überhaupt nur eine Mahl- zeit – dann gleicht das Leben der Mönche dem der Armen. An sonsti- gen Tagen gibt es zwei Mahlzeiten – was bewusst hinter dem Standard der Reichen zurückbleibt, aber doch deutlich über einem Leben in Armut liegt.“ (Rosenberger 2012, 183) 12 Im Original: „Mais ce « jeûne » [vécu dans sa communauté dans les années 70] n’en était pas un, car jeûner ne consiste pas à manger moins, mais à ne point manger du tout.“ Die Idee, Fasten als Nicht-Essen zu praktizieren, gewinnt im Klosterleben wieder an Bedeutung.
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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