Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zeitschriften
LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 177 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 177 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2

Bild der Seite - 177 -

Bild der Seite - 177 - in Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2

Text der Seite - 177 -

175 | www.limina-graz.eu Isabelle Jonveaux | Transfers des Fastens Die Idee, Fasten als Nicht-Essen zu praktizieren, gewinnt also im Klosterle- ben wieder an Bedeutung. Parallel dazu – und auch, um dem Fasten wieder einen Sinn zu geben – beginnen Mönche und Nonnen, für sich selbst Fasten nach der Buchinger-Methode zu praktizieren. Ein Benediktiner von Sankt Paul in Österreich z. B. ließ sich als Fastentrainer ausbilden. Er erklärt: „Die Fastenzeit, das Fastenopfer zu bringen, das Fasten ist in unserer Kirche leider sehr veräußerlicht worden oder gesetzmäßig geworden. Man hat es halt gehalten, weil es verordnet war. Aber die Sinnhaftig- keit des Fastens in seiner Tiefe ist schwer oder wird schwer verstanden. Und da, eine Mitarbeiterin der Pfarre und ich, wir haben eine sogenann- te Fastenleiterausbildung gemacht. Ein Jahr lang war da eine speziel- le Ausbildung mit einer kleinen Arbeit, die man schreiben musste, und mit einem Zertifikat, das man bekommen hat. Für mich war Fasten für einen oder zwei Tage oder so, das war für mich nicht wirklich ein Pro- blem. Aber so eine ganze Woche in einem System zu fasten, das Fasten als einen Prozess der Reinigung zu verstehen, als einen Prozess, der der gesunden Konstitution eines Menschen entgegenkommt, das habe ich eigentlich vorher nie so gesehen, wie ich es dann durch diese Fasten- ausbildung verstanden habe. […] Wie es viele Heilige auch sagen, wenn du zu Gott finden willst, dann beginne etwas für deinen Leib zu tun. […] Fasten als eine Entrümpelungsaktion möchte ich fast sagen, als ein Frei- machen, Freiraum schaffen für Gott, aber auch Fasten für ein Freiraum- schaffen für uns selber und für Gott. Ich denke, das ist ja unser Problem, dass wir in unseren Tagen die Balance ein bisschen verloren haben. […] Fasten als eine Hilfe zur richtigen Balance zu finden.“ (02.2015) Dieser Mönch arbeitet also daran, dem Fasten als Erhebung des Geistes für und von Gott wieder einen Sinn zu geben. Ausgehend von der Beobachtung der Entleerung des Sinnes des Fastens im Klosterleben suchte er außerhalb der klösterlichen und katholischen Tradition die Mittel, um das Fasten neu zu strukturieren. Seine Legitimität als Fastentrainer kommt aber nicht von seinem Status als Virtuose der Askese, sondern von einem, von einer sä- kularen Autorität anerkannten, rationalisierten Prozess des Kompetenz- erwerbs. Die Übernahme von aus dem ganzheitlichen Milieu stammenden Prakti- ken, die eine stärkere Einbeziehung des Körpers erfordern, zeigt ein Be- dürfnis, dem Fasten wieder einen Sinn zu geben, was auch zeigt, dass die alten Praktiken tatsächlich ihren Sinn verloren haben. Dem Fasten wieder einen Sinn geben– auch im Kloster
zurück zum  Buch Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2"
Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
Zeitschriften LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Limina