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LIMINA - Grazer theologische Perspektiven
Limina - Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Seite - 182 -
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180 | www.limina-graz.eu Michael Aldrian | Ahara – Nahrung Verhungern erinnert sich der Bodhisattva (werdender Buddha) an ein Er- lebnis in seiner Jugend, an die Erfahrung des Zufriedenseins, des Gleichge- wichts, des Verbundenseins mit allem, was ist. Daraus zieht Gautama den Schluss, dass die Extreme keinen Erkenntnisgewinn bringen und wählt den Mittleren Weg, der ohne Anhaften an das Angenehme und ohne Ablehnung des Unangenehmen der geistigen Schulung gewidmet ist. Für diesen Weg galt die gelbe Robe der Asketen (Sramana) als die geeignete Kleidung und das Almosen als die geeignete Ernährung. Doch Buddha erkannte die Bedürfnisse der Vierfachen Gemeinschaft (Mön- che, Nonnen, Laien und Laiinnen) an. Unter den Laien seiner Anhänger- schaft fanden sich auch Könige, Kaufleute, Krieger, Kurtisanen, Menschen aller Kasten des indischen Gesellschaftssystems mit recht unterschied- lichen Ernährungsgewohnheiten. Sie alle einte eine Übung bezüglich des Essens: Achtsamkeit. Der bekannte Zen-Mönch Thich Nhat Hanh bringt in seinem Band Lächle deinem eigenen Herzen zu eine Geschichte unter dem Titel „Die achtsame Mandarine“. Hierin wird deutlich, dass die Frucht nicht bloß Nahrung ist, sondern den Menschen auf vierfache Art nährt: körperlich, emotional, wil- lentlich3 und bewusst. Die Frucht benötige einen Samen, gute Erde, ausrei- chend Wasser, genügend Licht, einen fleißigen Bauern, der sie pflegt und erntet, einen Lieferanten, einen Lagerhalter und einen Käufer, ehe sie als Spende an die Gemeinde genossen werden könne. Bei genauer Betrachtung wird hier eindrücklich das Abhängige Entstehen, eine Kernthese des Bud- dhismus, dargelegt.4 Die Frucht wirkt aber auch nach innen, in die Betrachter:innen und Genie- ßer:innen hinein: Alle Sinne sind am Genuss beteiligt. Hier beginnt auch das Anhaften, welches ja ein Mehr oder Immer-wieder dieses Genusses verlangt. Dieses Anhaften sei zu überwinden, weil es den Geist einenge und gefangen nehme und dadurch unglücklich mache. Den Erfahrungen inne- rer und äußerer Natur, angenehmen wie unangenehmen, gilt es gleich- mütig zu begegnen, denn nur so wird das Leiden von Gier, Hass und Un- wissenheit überwunden, die andernfalls in unserem Leben die Herrschaft übernehmen. In dieser Weise ist das Genießen erlaubt, denn die Gaben (dana5), die ge- spendet wurden, werden dadurch gewürdigt, dass sie ohne Vorbehalt ge- nossen werden. Kulturelle Traditionen des Essens in buddhistischen Län- Erfahrung des Verbundenseins mit allem, was ist 3 „Willentlich“ meint, es bestärkt den Willen, davon noch mehr zu essen, und vermehrt damit das An- haften daran. 4 Heute würde man das Wissen von den Zusammenhängen in der Mit- welt und unserer vollständigen Ab- hängigkeit davon wohl ökologisches Bewusstsein nennen. 5 „‘Dāna’ (orthographically identi- cal in both Pāli and Sanskrit) covers a rather broad semantic field. It not only denotes the material substance (i.e. ‘gift’) that is transferred from one person to another but also the act itself as well as the dispositon of ‘liberality’ of which it ideally is a reflection. [...] All three perspectives figure in the constitution of dāna as a social institution.“ (Fiorucci 2019, 3)
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Limina Grazer theologische Perspektiven, Band 4:2
Titel
Limina
Untertitel
Grazer theologische Perspektiven
Band
4:2
Herausgeber
Karl Franzens University Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
Abmessungen
21.4 x 30.1 cm
Seiten
214
Kategorien
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