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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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Naiver Realismus? Zur GegenstĂ€ndlichkeit des Sammelns    13 gen zeitigt. Wir können solche Sammlungen als vortheoretische bezeichnen, weil weder ihre Epistemologie noch ihre Ontologie bewusst reflektiert wird oder reflektiert werden muss, sondern sich aus tradierten Praktiken von selbst ergibt. Eine vortheoretische Sammlung interessiert sich fĂŒr die vom unproblematischen Sammlersubjekt unabhĂ€ngigen Sammlungsobjekte. Diese Sammlungen verfol- gen zumeist einen VollstĂ€ndigkeitsanspruch bzw. sind, im Sinne einer intuitiven Mengenlehre, auf die zumindest theoretisch mögliche VollstĂ€ndigkeit angelegt (alle Briefmarken einer bestimmten Serie usw.). Vielleicht entsprechen die meisten Sammlungen, die wir kennen, diesem Typ. Ohne sie gĂ€be es die SchĂ€tze nicht, die sich in Museen, Archiven oder Privat- rĂ€umen ĂŒber die ganze Welt verteilt finden. Sie haben wesentlich zur Herausbil- dung der Welt beigetragen, in der wir leben. Eine Kritik der vortheoretischen Sammlung fĂ€llt deshalb zwangslĂ€ufig mit einer Kritik des Bestehenden zusam- men, ist womöglich der Anlass dazu. Genau diesen Fall verkörpert Martin Heid- eggers Denken des Sammelns. Heidegger ist einer der wenigen Philosophen, die sich explizit an einem solchen Denken versucht haben.1 Heidegger möchte einen neuen Begriff des Sammelns entwickeln, der dem herkömmlichen entgegen- gesetzt ist: Wir sollen nur das Augenmerk darauf richten, daß das bloße Sammeln, der sogenannte museale Betrieb, ohne die Gesammeltheit des geschichtlichen Menschen auf die innere Ver- sammlung und Wahrung seines Wesens kein wahrhaftes Sammeln ist, daß somit das Wesen des Sammelns keineswegs im aufraffenden Beibringen und Ausstellen sich erschöpft. (Hei- degger 1975ff., GA 55, 291) Der gewöhnliche Ausstellungsbetrieb wird hier von einem noch nĂ€her zu erlĂ€u- ternden ‚wahrhaften‘ Sammeln abgesetzt, das auf (vorerst nebulöse) Weise mit dem ‚Wesen‘ des Menschen zusammenhĂ€ngt. Dieses Sammeln ist abhĂ€ngig von einem „Bestimmungsgrund“, der auf das „Aufbewahren und Bewahren“ hin ori- entiert ist, mithin nicht um den Besitz der Sammelobjekte um des Besitzes (‚auf- raffend‘) noch um des bloß Ă€ußerlichen Zurschaustellens willen, sondern weil die Sammlung den Grund ihres Willens zum Bewahren schon in sich enthĂ€lt. Sie bedarf deshalb eines „schon waltenden und konzentrierenden Zentrum[s]“, des Logos, der „das alles vereinende Eine“ und zugleich die „abwesende Gegenwart“ sei – also das Sein am Grunde des Seienden (Heidegger 1975ff., GA 55, 269, 317). Diese Analyse hĂ€ngt zusammen mit Heideggers Auffassung des Lesens als Lese, d. h. als Sammlung. Heidegger möchte das Lesen aus dem Bereich der „Rede 1  Siehe aber Sommer (1999) sowie Skirl et al. (2000). Das Denken des Sammelns spielt in sozio- logischen und anthropologischen AnsĂ€tzen eine wichtigere Rolle (z. B. Stagl 1998).
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Titel
Logiken der Sammlung
Untertitel
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Autoren
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
202
Schlagwörter
Archiv, Nachlassinventar
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