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Dominik Srienc
tige Quelle der Inspiration (vgl. Hannesschläger, https://handkeonline.onb.ac.
at/node/623). Handke hat sich aber nicht nur darauf beschränkt, auf Erinne-
rungsbücher aufmerksam zu machen, sondern ist ein zentraler Akteur der ‚Kon-
sekration‘ der Literatur der Kärntner Slowenen im Sinne Pierre Bourdieus. Daher
ist der Versuch Felix Kohls naheliegend, Peter Handkes übersetzerisches Engage-
ment für die Literatur der Kärntner Slowenen mit Bourdieus Konzept des literari-
schen Feldes und des von Pascale Casanova adaptierten Konzepts der ‚Konsekra-
tion‘ ins Verhältnis zu setzen. Handke hat als Übersetzer nicht nur die Rezeption
von Florjan Lipuš bestimmt, sondern wesentlich zur Promotion der gesamten
Kärntner slowenischen Literatur im deutschsprachigen Raum beigetragen (vgl.
Kohl 2018). Diese ‚Konsekration‘ reicht weit in die Regelhaftigkeiten und Sammel-
praktiken von Literaturarchiven, der in ihnen archivierten Bestände der Kärntner
slowenischen Literatur, hinein. Florjan Lipuš und Gustav Januš (beide von
Handke aus dem Slowenischen ins Deutsche übersetzt) finden sich auch in zen-
tralen Handke-Beständen wieder.
Mit dem Wissen um die historischen Rahmenbedingungen und Vorausset-
zungen für die Kärntner slowenische Literatur im 20. Jahrhundert ist es nachvoll-
ziehbar, dass der Formationsgrad eines literarischen Archivs der Kärntner Slowe-
nen nur sehr schmal ist. Dennoch reicht er über den regionalen, kärntnerischen
und überregionalen, österreichischen und slowenischen Kontext hinaus. Nur
sehr wenige Literaturarchive in Österreich sammeln methodisch Bestände Kärnt-
ner slowenischer Autoren, andersrum gibt es nur wenige Kärntner slowenische
Autoren, die bislang archiviert bzw. deren Bestände als archivwürdig angesehen
wurden. Bestände und Sammlungen zu slowenischer Literatur befinden sich in
folgenden bislang eingesehenen, regionalen wie überregionalen (Literatur-)
Archiven: RMI/KLA; Archiv des SZI/Slowenischen Wissenschaftsinstituts (Kla-
genfurt); Litera turarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien);
Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung (Graz); Literaturarchiv Salzburg. In
Slowenien wurde bislang lediglich der Vorlass Jani Oswalds im NUK Ljubljana
(Slowenische National- und Universitätsbibliothek) aufgenommen. Ein Konvolut
zu Florjan Lipuš befindet sich im Suhrkamp-Verlagsarchiv im Deutschen Litera-
turarchiv in Marbach. Weitere Bestände liegen verstreut in verschiedenen kleine-
ren Archiven, bei Verlagsarchiven in Österreich (z. B. Wieser/Drava in Klagenfurt)
oder Slowenien (z. B. Litera-Verlag in Maribor). Es ist nicht auszuschließen, dass
sich weiteres Material in privaten Archiven befindet.
Literaturarchive als Institutionen des kollektiven Gedächtnisses verfügen
stets über eine politische Dimension und bergen Konfliktpotenzial. Exemplarisch
dafür sei das RMI/KLA erwähnt, das seit 2015 von Anke Bosse geleitet wird. Diese
Institution ist mit drei Tätigkeitsfeldern betraut: Literaturforschung, Literaturar-
chiv und Literaturveranstaltungen im Sinne eines Literaturhauses. Das Kärntner
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik