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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
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Die Konservierung der Töne    109 Ansätze, indem sich vor allem der Sprachwissenschaftler Anton Pfalz früh dem Prager Strukturalismus öffnete und die phonologischen Anschauungen seines Kollegen Nikolai Trubetzkoy übernahm. Von dieser frühen Rezeption des Struk- turalismus abgesehen, zeichnet sich die germanistische Sprachwissenschaft in Wien in den folgenden Jahrzehnten aber vor allem dadurch aus, dass sie nahezu alle wichtigen Strömungen der internationalen Linguistik des 20. Jahrhunderts negiert bzw. ignoriert hat. In diesem Zusammenhang ist auch anzumerken, dass fast alle Vertreter des älteren Fachs und der Sprachwissenschaft einer deutschnationalen Gesinnung nachhingen und sich schließlich dem nationalsozialistischen Gedankengut zuwandten. Dies gilt insbesondere für Rudolf Much (1862–1936), Dietrich Kralik (1884–1959) und Anton Pfalz (1885–1958), die bereits in den 1920er-Jahren dem antisemitischen Professorennetzwerk „Bärenhöhle“ angehörten (vgl. Taschwer 2016). Im Fachbereich Sprachwissenschaft ist neben Pfalz auch noch Walter Steinhauser (1885–1980) zu nennen, der bereits 1932 der NSDAP beigetreten war, nach Kriegsende aus dem Universitätsdienst entlassen und 1949 als „Minderbe- lasteter“ in den Ruhestand versetzt wurde (vgl. Ranzmaier 2005, 45; König 2003, 1804). Pfalz und Steinhauser waren ab 1912 als Assistenten an der „Kanzlei zur Schaffung eines Bayerisch-Österreichischen Wörterbuches“ tätig, deren Leitung Pfalz von 1920 bis 1945 innehatte. Pfalz engagierte sich ab 1933 im NS-Lehrer- bund, trat 1937 der NSDAP bei und wurde 1943 Pressereferent des NS-Dozenten- bundes für die philosophische Fakultät der Universität Wien. 1945 aus dem Dienst entlassen, wurde auch er zwei Jahre später als „Minderbelasteter“ eingestuft und 1949 pensioniert (vgl. König 2003, 1396–1397). Schließlich ist auch noch der Dia- lektologe und Namenforscher Eberhard Kranzmayer (1897–1975) zu nennen, der nach wechselnder Tätigkeit in der Wiener und Münchner Wörterbuchkanzlei im Jahr 1938 zum Leiter der Bayerischen Wörterbuchkommission berufen wurde. Kranzmayer hatte bereits 1937 einen Antrag auf Mitgliedschaft in der NSDAP gestellt, wurde 1940 in die Partei aufgenommen und 1942 zum Leiter des „Insti- tuts für Kärntner Landesforschung“ als Teil des SS-Ahnenerbes in Klagenfurt bestellt. Auch Kranzmayer erhielt nach Kriegsende Berufsverbot, das aber 1949 wieder aufgehoben wurde. Nach einer neuerlichen Anstellung bei der österreichi- schen Wörterbuchkommission erhielt er 1958 den Lehrstuhl für Deutsche Sprach- wissenschaft und übernahm 1964 die Leitung der Wiener Wörterbuchkanzlei (vgl. Baur und Gradwohl-Schlacher 2011, 155–157). Die hier genannten Details zu den Biografien der maßgeblichen Vertreter der Wiener germanistischen Sprachwissenschaft werden vor allem im Hinblick auf die wissenschaftliche Neuentdeckung einer Sammlung erwähnt, die 1936 vom „Reichsbund der deutschen Beamten“ initiiert wurde und im April 1937 dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zu seinem 48. Geburtstag überreicht
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Titel
Logiken der Sammlung
Untertitel
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Autoren
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
202
Schlagwörter
Archiv, Nachlassinventar
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