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118 Friedrich Buchmayr
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Zur Charakteristik einer Stiftsbibliothek
Klösterliche Bibliotheken und Archive sind aufgrund ihrer spezifischen histori-
schen Entwicklung anders geprägt als entsprechende öffentliche Sammlungen.
Als der St. Florianer Augustiner-Chorherr und spätere Hofarchivar Joseph Chmel
1827 von einem Reiseschriftsteller um einen Text über die Stiftsbibliothek gebeten
wurde, sprach er diese Differenz an:
Ihrer Aufforderung gemäß, will ich es versuchen eine Skizze unserer Büchersammlung zu
entwerfen, denn gegen den Ausdruck Bibliothek muß ich aus dem Grunde sogleich protesti-
ren, weil man von einer Bibliothek mit Recht eine gleichmäßige Berücksichtigung aller
Fächer verlangt und erwartet, was bey uns nicht der Fall ist […]. (Chmel 1827)
Klosterbibliotheken wie St. Florian sind demnach keine Universalbibliotheken,
in denen alle Fachgebiete „gleichmäßig“ vertreten sind, und auch keine systema-
tischen Sammlungen mit klarem Ankaufsprofil. Jahrhundertelang hätten sich die
Chorherren beim Büchererwerb ausschließlich vom Aspekt der Nützlichkeit für
die Seelsorge in den Stiftspfarren und für den Unterricht an der eigenen theologi-
schen Lehranstalt leiten lassen, erläuterte Chmel weiter; diese Orientierung am
Gebrauchswert könnte man immerhin als lose Sammlungsstrategie bezeichnen.
Abb. 1: Hauptsaal der Stiftsbibliothek St. Florian.
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik