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122 Friedrich Buchmayr
Die 880 Inkunabeln, die bei den Druckwerken an vorderster Stelle zu nennen
sind, können über den Inkunabelzensus Österreich auf der Homepage der Öster-
reichischen Nationalbibliothek recherchiert werden. Weniger bekannt ist ein
Sonderbestand, der auf eine Liebhaberei des Stiftsbibliothekars Karl Eduard
Klein (1773–1837) zurückgeht. Seine Sammlung von Frühdrucken römischer und
griechischer Klassiker im Kleinformat aus exquisiten europäischen Offizinen
wird in der Abteilung „Cimelien“ aufbewahrt. Später sind dieser Sparte illumi-
nierte Handschriften, bedeutende Erstausgaben literarischer Werke, bibliophile
Drucke und Werke mit kunstvollen Einbänden hinzugefügt worden.
Auch der übrige Buchbestand der Stiftsbibliothek birgt, trotz einiger Ver-
käufe und Verluste in den Jahren der Wirtschaftskrise zwischen den Weltkriegen
und in der NS-Zeit, noch viele Kostbarkeiten. So finden sich 18 Druckwerke des
großen humanistischen Schriftstellers Sebastian Brant in der Stiftsbibliothek.
Bei den Exemplaren zweier seiner Drucke, den Disticha Catonis (1506) und des
Facetus (1513), handelt es sich um Unikate, also um die einzigen überlieferten
Exemplare dieser Ausgaben. Mit dem Jahrgang 1619 der Kölner Zeitschrift Histori-
cae Relationes Continuatio besitzt die Stiftsbibliothek ein weiteres Unikat.
1991 fand sich bei Recherchen zum Mozart-Jubiläumsjahr eher zufällig eine
Mozart-Biografie aus dem Jahr 1806, die der Forschung gänzlich unbekannt war. Im
St. Florianer Katalog ist dieses anonyme Werk unter dem Titel Skizze von Mozart’s
Leben eingetragen gewesen und so unbemerkt geblieben (vgl. Buchmayr 1996b).3
Einzelne Druckwerke der Stiftsbibliothek sind anderen Werken beigebunden
(Adligate) und deshalb gelegentlich den Bibliothekaren beim Katalogisieren ent-
gangen. 2013 fand sich auf diese Weise die 21-seitige Perioche zu jenem Theater-
stück, das bei der Eröffnung des Marmorsaals 1731 aufgeführt worden ist. Das
Bühnenwerk lieferte anhand des historischen Perserkönigs Kyros eine Apotheose
auf Kaiser Karl VI. und war genau mit dem Programm des Deckenfreskos abge-
stimmt (vgl. Telesko und Buchmayr 2013).
d) Aktuelle Projekte
Manche Teilsammlungen müssen lange warten, bis ihre Bedeutung erkannt und
ihr Vorhandensein geschätzt wird. Ein Beispiel dafür ist die Bibliothek (samt
Nachlass) des Orientalisten und Weltpriesters Hermann Stieglecker (1885–1975;
Abb. 3), der als Professor an der Hauslehranstalt des Stiftes St. Florian unterrich-
tet hat. Aus der Kenntnis von rund 70 Sprachen vollendete er sein Lebenswerk Die
3 Bisher ist weltweit nur ein einziges weiteres Exemplar in der Wienbibliothek (Signatur
A–108063) aufgetaucht.
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik