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Logiken der Sammlung - Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Seite - 188 -
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188    Johannes John chischen Schriftsteller deutscher Zunge, war man damals noch weit entfernt, wobei rezeptionsgeschichtlich hier der Anteil von Literatur und Forschung an einem sich zumal in den 80er-Jahren grundlegend wandelnden, neuen, nun nicht mehr harmonisierenden oder idyllisierenden Stifter-Bild nicht unerwähnt bleiben darf (vgl. John und Wiesmüller 2018, 374–377). Durchaus spannend, wenngleich an dieser Stelle nicht weiter zu vertiefen, sind dabei die Frontlinien, wie sie innerhalb der strukturell bis heute föderalis- tisch verfassten bundesdeutschen Kulturpolitik auch publizistisch auf landespo- litischer Ebene verliefen. So mahnten etwa das Düsseldorfer Handelsblatt wie die Westdeutsche Zeitung wortgleich einen doch pfleglicheren Umgang mit Steuer- geldern an, wozu freilich angemerkt werden muss, dass der Freistaat Bayern seine Summe aus einem speziellen Fond staatlicher Sondermittel und nicht etwa laufenden Budgets zur Verfügung gestellt hatte.20 Dazu mag beigetragen haben, dass sich auch das in Frankfurt angesiedelte „Freie Deutsche Hochstift“ zumin- dest auf Teilerwerbe Hoffnungen gemacht hatte, eine „Preistreiberei“21 befürch- tend aus dem Wettbewerb aber bereits vor dem Hamburger Showdown ausgestie- gen war.22 Am polemischsten fiel hier Fritz Hufens Verdikt aus, wonach mit dem Münchner Zuschlag die „Sicherungen des gesunden Menschenverstandes und 20  Hierzu Karin Thimm (Anm. 15) im 8-Uhr-Blatt Nürnberg in ihrem Bericht über die Pressekon- ferenz in der Münchner Staatsbibliothek: „Die halbe Million Mark aber, die man jetzt für Stifters Manuskripte ausgab, fallen mit keinem Pfennig dem Etat zur Last. Kultusministerium und Fi- nanzministerium haben sie aus dem Grundstückvermögen des Staates losgeeist, als eine Wert- anlage sozusagen, zur Vermehrung des Staatsbesitzes.“ 21  So Christian Otto Frenzel (Eine halbe Million für Stifters Manuskripte) in der Frankfurter Allge- meinen Zeitung vom 30.  November 1964. 22  Allerdings differiert in der Presse hierzu die Berichterstattung. Die Hinweise auf das „Hoch- stift“ als Interessenten im Münchner Merkur vom 2.  Dezember (Immer mehr Stifter in München) und der Sudetenpost vom 18.  Dezember 1964. Die Passauer Neue Presse vom 17.  Dezember 1964 hingegen meldet unter dem Titel Stifter ist sein Geld wert, dass beide, das „Stifter-Museum in Linz und das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt […] lebhaft mitgeboten hatten“. Dem steht die Aussage von Johanna von Herzogenberg (1965, 46) entgegen, wonach der Entschluss zur Absti- nenz bereits im Vorfeld getroffen wurde: „Es verhandelten also die öffentlichen Handschriften- Sammlungen miteinander – in Deutschland stehen an erster Stelle das Schiller-Nationalmuse- um in Marbach und das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt, welche beide zurücktraten, als sie die guten Gründe der Bayerischen Staatsbibliothek hörten.“ – In gleichem Sinne zuvor schon Erhard Göpel (Bayern ehrt Adalbert Stifter) in einem umfänglichen Bericht der Süddeutschen Zei- tung vom 12./13.  Dezember 1964: „Andere deutsche Stellen, wie das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt, mit denen auf der Ebene der Kultusministerkonferenz eine Verständigung gesucht worden war, hatten darauf verzichtet, die von der ,Stiftung Volkswagenwerk‘ zur Verfügung ge- stellten Mittel gegen München auszuspielen, das von Anfang an mit Entschiedenheit seine Er- werbsabsicht bekundet hatte.“
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Logiken der Sammlung Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Titel
Logiken der Sammlung
Untertitel
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
Autoren
Petra-Maria Dallinger
Georg Hofer
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-11-069647-9
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
202
Schlagwörter
Archiv, Nachlassinventar
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