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190 Johannes John
kritischen Gesamtausgabe widmete. Bemerkenswert bleibt, obwohl die Rivalitä-
ten und Kränkungen der Hamburger Auktion zwischen den Zeilen durchaus noch
nachhallten, dabei die Einigkeit, dieses Projekt überregional, heißt: international
„unter dem Patronat je einer Institution Deutschlands, Österreichs und der Tsche-
choslowakei“ (Vancsa 1969, 24)27 in die Wege zu leiten, so im 1969 in der Viertel-
jahreschrift des Adalbert-Stifter-Institutes veröffentlichten Protokoll jener Tagung.
1973 dann waren, worüber Hermann Kunisch und für den österreichischen Part
Alfred Doppler (*1921) wiederum in der Linzer Institutszeitschrift informierten,
Die Vorbereitungen für die historisch-kritische Stifter-Ausgabe (so der Titel des Bei-
trages; Kunisch und Doppler 1973) nochmals konkreter geworden, indem etwa
die Einrichtung einer eigenen Arbeitsstelle, angesiedelt bei der Bayerischen
Staatsbibliothek und besetzt mit einem hauptamtlichen wissenschaftlichen Mit-
arbeiter, beschlossen wurde. Der weitere Fortgang in Kürze: 1978 erschienen
unter der Hauptherausgeberschaft von Alfred Doppler und Wolfgang Frühwald
(1935–2019) die ersten Bände, 1986 ging die Arbeitsstelle in die Obhut der Bayri-
schen Akademie der Wissenschaften über; im Jahr 2000 folgte Hartmut Laufhütte
(*1937) Frühwald als deutscher Hauptherausgeber nach.
Anfänglich gefördert durch die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG)
und die „Thyssen-Stiftung“, seit 2006 durch den Freistaat Bayern sowie durch
jährliche Zuschüsse des Landes Oberösterreich wie der Österreichischen Aka-
demie der Wissenschaften, ist die HKG seit ihrem Bestehen nicht nur ein rei-
bungslos funktionierendes österreichisch-deutsches Gemeinschaftsunternehmen
und „darf […] mit Fug bundesweit als eines der erfolgreichsten Editionsprojekte
der letzten Jahrzehnte überhaupt gelten“;28 sie konnte bis zum Jahr 2018 mittler-
weile 39 Bände vorlegen und dabei fünf der insgesamt elf Abteilungen abschließen.
Die enge Verzahnung über nationale – freilich kaum spürbare – Grenzen hinweg
dokumentiert nicht nur die Zusammensetzung der editorischen Arbeitsgemein-
schaft aus momentan sechs deutschen und zwölf österreichischen Kolleginnen
und Kollegen, sondern auch die Mitgliedschaft fast aller dieser Bandherausgebe-
rinnen und -herausgeber im Adalbert Stifter-Institut des Landes Oberösterreich.
Wenn aus der apostrophierten Konkurrenz also längst eine nachweislich
fruchtbare, angesichts der Vorgeschichte jedoch keineswegs selbstverständliche
Kooperation geworden ist, betrifft dies mittlerweile gleichermaßen auch das Ver-
hältnis zwischen den Archiven in München und Linz, wenn sich etwa beide
27 Dort das von Helmut Bergner, dem späteren ersten Redaktor der HKG, verfasste „Protokoll“
des Arbeitskreises I („Probleme einer neuen Gesamtausgabe der Werke, Schriften und Briefe
Adalbert Stifters“).
28 So im Evaluierungsgutachten des Projekts aus dem Jahre 2011.
Logiken der Sammlung
Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Titel
- Logiken der Sammlung
- Untertitel
- Das Archiv zwischen Strategie und Eigendynamik
- Autoren
- Petra-Maria Dallinger
- Georg Hofer
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-11-069647-9
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 202
- Schlagwörter
- Archiv, Nachlassinventar
- Kategorien
- Weiteres Belletristik