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58 | Gerhard Botz
mente durch vielfältige andere historische Quellen, nicht zuletzt auch durch Ton- und
Videoaufzeichnungen von Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, erfolgen.40
So schlug eine Arbeitsgruppe der «Reforminitiative» im Februar 2001 vor, eine un-
verzügliche systematische «Ton- und/oder Videodokumentation von Überlebenden»
zu beginnen, durch die eine «professionelle Aufzeichnung, Sicherung und Archivierung
der noch gewinnbaren Erinnerung von Zeitzeugen in einem breit gesteckten Rahmen»
gewährleistet sein sollte, während die «Auswertung, Bearbeitung und Präsentation […]
auch später erfolgen» könne. Weiters war von der «Reforminitiative» vorgesehen :
«Für diese Dokumentation muss der bisher hauptsächlich erarbeitete Kontext der österreichi-
schen politischen Häftlinge wesentlich erweitert werden, andere Häftlingskategorien müssen
in diese Dokumentation unbedingt miteinbezogen und vor allem ausländische Häftlinge do-
kumentiert werden. Auf den Erfahrungen des Spielberg-Projektes wäre aufzubauen.»
«Weiters soll in einer Pilotstudie das bereits vorhandene Material gesichtet und dokumentiert
werden, um Mehrgleisigkeiten zu vermeiden.»
«Aufgrund der Problematik der nicht Deutsch sprechenden Überlebenden sollte eine Koope-
ration mit ausländischen Wissenschaftern etabliert werden, die vor Ort in der entsprechen-
den Landessprache für dieses Projekt tätig werden sollen.»
«Dieses Projekt muss umgehend in Angriff genommen werden und stellt die wahrscheinlich
letzte Chance dar, eine umfassende Dokumentation von ehemaligen Häftlingen zu erarbeiten.
Diese Dokumentation ist für die unterschiedlichsten Vorhaben in der Gedenkstätte erforder-
lich. Sei es im Archiv für wissenschaftliche Forschungsvorhaben, sei es für den Einsatz in der
Gedenkstätte selbst im Rahmen von (multimedialen) Vermittlungsmodellen.»
«Um diese möglichst umfassende Dokumentation zu gewährleisten, wird von einer Projekt-
summe von ATS 10.000.000,– ausgegangen. Die Größe und Bedeutung dieses Projektes legen
eine EU-weite Ausschreibung nahe.»41
Mit Ausnahme der oben im zweiten Absatz angeregten Pilotstudie, deren Realisierung
aus Zeitgründen unterblieb, wurde dieses Programm von der Abteilung I/6 des In-
nenministeriums in einem umfangreichen «Pflichtenheft» niedergelegt und im Herbst
2001 öffentlich ausgeschrieben.
40 Einen Überblick über diese Reformvorschläge gibt auch Barbara Schätz : Die Neugestaltung der KZ-
Gedenkstätte Mauthausen, in : Dachauer Hefte 25 (2009), S. 255–273 ; dies.: Die Neugestaltung der KZ-
Gedenkstätte Mauthausen, in : Bundesministerium für Inneres (Hg.), KZ-Gedenkstätte Mauthausen |
Mauthausen Memorial 2009. Forschung – Dokumentation – Information, Wien [2010], S. 13–24.
41 Arbeitsgruppe 2 «Geschichtsaufarbeitung und Vermittlung», Sprecher Gerhard Botz und Wolfgang Neu-
gebauer, in : Baumgartner et al., Reforminitiative, S. 14.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen