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Mauthausen Survivors Documentation Project (2002/03) |
satorische, personelle und inhaltliche Fragen ergaben. Aber auch andere Mitglieder der
IOHA, vor allem Selma Leydesdorff und Irina Scherbakowa, und des DÖW engagierten
sich in dieser für den späteren Erfolg essenziellen Phase der Projektformierung, wobei
anfänglich auch bestehende Bedenken wegen der politischen Lage in Österreich – na-
mentlich die Regierungsbeteiligung der als rechtsextrem bzw. NS-affin eingeschätzten
FPÖ – vor allem in der ersten Plenarsitzung aufzuklären und zu überwinden waren.
Maßgeblich waren auch die Erfahrungen der beiden Projektkoordinatorinnen und
zugleich österreichischen Regionalkoordinatorinnen Helga Amesberger und Brigitte
Halbmayr hinsichtlich der lebensgeschichtlichen Interviewmethode, die sie in erster
Linie in der Forschungsarbeit zu österreichischen Ravensbrück-Überlebenden ge-
sammelt hatten.9 Die Regionalkoordinatoren und -koordinatorinnen waren für das
zentrale Organisationsteam auch beim Austausch historischen und gesellschaftlichen
Hintergrundwissens für das Untersuchungsthema und bei der Abstimmung der Erfah-
rungen mit Oral und Video History von größter Bedeutung. Gerade auch die Bildung
von (einigen) inhaltlichen Arbeitshypothesen über ein bisher wegen seiner Inter- und
Transnationalität noch weitgehend unerschlossenes Forschungsfeld konnte nur durch
eine enge internationale Kooperation erfolgen.
Zu diesem Zweck wurden nicht nur ständige bilaterale Kontakte mit den einzelnen
Regionalkoordinatoren und -koordinatorinnen gepflegt, sondern es wurde Anfang
März 2002 ein Workshop am Institut für Zeitgeschichte in Wien abgehalten, bei dem
vor allem unterschiedliche methodische Ansätze und Schwerpunkte der Oral History
diskutiert wurden ; schließlich wurde die biografisch-narrative Interviewmethode, im
Workshop unmittelbar von Alexander von Plato erläutert, als verbindlich festgelegt.10
Dem Workshop folgte ein Trainingsseminar für die am Projekt beteiligten Interviewer
und Interviewerinnen. Die «Schulung» konzentrierte sich in erster Linie auf die Inter-
viewtechnik, die Problematisierung der Beziehung Interviewer/in – Interviewte/r so-
wie auch auf das Ausfüllen eines Fragebogens und die Einschulung in das ungewohnte
technische Equipment (digitale Aufnahmetechnik), um nur einige wesentliche Punkte
zu nennen. Den Interviewenden wurden auch umfangreiche Schulungsrichtlinien mit-
gegeben.11 Wesentlich für die Zusammenarbeit der einzelnen Teilprojekte und den ins-
gesamt gelungenen Ablauf waren auch separate Supervisionsworkshops, die von den
Mitgliedern des zentralen Organisationsteams, vor allem durch Helga Amesberger und
Brigitte Halbmayr, mit den einzelnen regionalen Teams in Grenoble, Mailand, Moskau,
Warschau, New York, Athen und in Wien abgehalten wurden.
9 Helga Amesberger/Brigitte Halbmayr : Vom Leben und Überleben. Wege nach Ravensbrück. Das Frauen-
konzentrationslager in der Erinnerung, 2 Bde., Wien 2001.
10 Leitend für unsere konkrete Interviewarbeit wurde : Alexander von Plato : Some Remarks on the Inter-
views, in : Institut für Konfliktforschung/Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.),
Manual for Interviewers. Mauthausen Survivors Documentation Project (MSDP), Wien 2002, S. 16–21
und passim (auszugsweise im Anhang).
11 Das oben zitierte «Manual» sowie ein «Reader» mit Mauthausen-relevanten wissenschaftlichen Texten.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen