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66 | Gerhard Botz, Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr
Nationale, sprachliche und kulturelle Quotierung und nationalpolitische Widerstände
Das Innenministerium hatte im Ausschreibungstext 18 Länder/Regionen aufgelistet
(darunter sieben Schwerpunktregionen), in denen Ăśberlebende des KZ Mauthausen
interviewt werden sollten. Aus Kostengründen beschränkte sich die Projektplanung
zunächst auf 13Â
Regionen (wobei Ă–sterreich und Schweiz/Deutschland im Kostenplan
geteilt, Russland, WeiĂźrussland und die Ukraine zusammengefasst wurden). Diese
geografischen Zusammenfassungen wurden im Projektverlauf allerdings wieder auf-
gegeben. So schieden zunächst alle Länder bzw. Regionen aus, deren Häftlingsanteil
im KZ Mauthausen annähernd unter zwei Prozent gelegen war. Nicht aufgenommen
wurden somit die skandinavischen und baltischen Länder, Bulgarien, Rumänien, Slo-
wenien, Kroatien und Albanien, Irland und Portugal und – ursprünglich – Griechen-
land. Nur zwei dieser Länder, Dänemark und Slowenien, wurden schließlich doch
noch inkludiert.
Die somit festgelegte nationale Aufteilung orientierte sich an den dem damaligen
Forschungsstand etwa entsprechenden Angaben ĂĽber die Gesamtzahlen der Mauthau-
sen-Häftlinge bei Maršálek24, Botz25, Freund26, Perz27und Fiereder28. Hinsichtlich der
nationalen Verteilung der weiblichen Häftlinge wurde vor allem auf Baumgartner29 Be-
zug genommen. So nĂĽtzlich und beim damaligen (auch internationalen) Diskussions-
stand der KZ-Forschung kaum vermeidbar, war damit auch ein Bias in den Quellen-
korpus des MSDP eingebaut, der sich auch durch die hier vorliegenden Ergebnisse des
MSRP (vor allem in den folgenden Bänden) trotz des Versuchs national übergreifender
Themen hindurchzieht. Die Fokussierung auf die nationale/staatliche Dimension ist
etwa fĂĽr die folgenden BändeÂ
2 und 4 als thesengenerierende Leitlinie essenziell, sollte
jedoch immer bewusst bleiben.
Bei der Festlegung der Zahl der jĂĽdischen Interviewpartner und -partnerinnen gin-
gen wir folgendermaĂźen vor : Laut den damals vorliegenden Untersuchungen30 betrug
der Anteil der Juden und JĂĽdinnen an allen Inhaftierten im KZ Mauthausen rund ein
24 Maršálek, Geschichte, S. 230.
25 Siehe etwa Gerhard Botz : Terror, Tod und Arbeit im Konzentrationslager Mauthausen, in : Siegfried Hai-
der/Gerhart Marckhgott (Hg.), Oberösterreichische Gedenkstätten für KZ-Opfer. Eine Dokumentation,
Linz 2001, S. 15–30.
26 Florian Freund : Der Dachauer Mauthausenprozess, in : Jahrbuch Dokumentationsarchiv des österreichi-
schen Widerstandes (2001), S. 35–66 ; ders.: Mauthausen. Zu Strukturen von Haupt- und Außenlagern,
in : Dachauer Hefte 15 (1999), S. 254–272.
27 Bertrand Perz : Der Arbeitseinsatz im KZ Mauthausen, in : Ulrich Herbert et al. (Hg.), Die nationalsozia-
listischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur, Bd. 2, Göttingen 1998, S. 533–557.
28 Helmut Fiereder : Die Häftlinge in den Konzentrationslagern Linz I/III und Linz II, in : Fritz Mayrhofer/
Walter Schuster (Hg.), Nationalsozialismus in Linz, Bd. 2, Linz 2001, S. 1095–1106 ; ders : Zur Geschichte
der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, in : ebd., Bd. 2, S. 1563–1590.
29 Baumgartner, Die vergessenen Frauen, S. 219 ff.
30 Maršálek, Geschichte, S. 196 f.; Botz, Terror, Tod und Arbeit, S. 20 ff.; Michel Fabréguet : Mauthausen.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen