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Mauthausen Survivors Documentation Project (2002/03) |
gewesen wären bzw. sind. Manche der hier gemachten wissenschaftlichen Erfahrungen
sind schon in den Forschungsprozess des MSDP selbst eingegangen. Auch ist anzuer-
kennen, dass seitens des Auftraggebers hinsichtlich der Nachbereitung und der Ab-
wicklung noch Verbesserungen ermöglicht wurden.
Wie bereits erwähnt sollten durch die intensive Schulung der Interviewer und Inter-
viewerinnen und Supervisionen am Beginn und während des Projekts eine möglichst
einheitliche Vorgangs- und Interviewweise und somit auch eine gewisse Standardisie-
rung der Interviews erreicht werden. Dies erschien insbesondere im Hinblick auf die
spätere Analyse der Interviews und deren Vergleichbarkeit von Relevanz. Anknüpfend
an das oben schon unter dem Zwischentitel zur Interviewmethode Gesagte, ist hier
festzustellen, dass der Großteil der Interviewer und Interviewerinnen unsere Vorga-
ben erfüllt hat oder diese zumindest zu erreichen suchte ; manche Interviews lassen
allerdings auch zu wünschen übrig. Die Ursachen hierfür sind vielfältig : Unter ande-
rem scheinen einige Interviewerinnen und Interviewer mit der Methode des lebensge-
schichtlichen Interviews tatsächlich zu wenig vertraut gewesen zu sein ; bei Unsicher-
heiten fielen Ungeübte allzu leicht in alte Muster der Interviewführung zurück. Die
Methode des lebensgeschichtlichen Interviews erfordert viel Geduld auf Seiten der
Interviewenden. Diese sollten ein «offenes Ohr» auch für scheinbar nicht relevante
Geschichten und Erzählungen haben. Weiters waren jedoch viele Zeitzeugen und Zeit-
zeuginnen selbst überhaupt nicht vertraut mit dieser Art der Interviewführung. Aus
ihren eigenen Erfahrungen und Interviews in Fernsehen, Radio und Zeitungen kannte
der Großteil der Interviewten eher den (oft wenig ergiebigen) «Frage-Antwort-Inter-
viewstil». Gleichzeitig konnte aber auch die sehr allgemein gestellte Eingangsfrage
nach der Lebensgeschichte so manche/n Interviewte/n erschrecken und überfordern :
Wo beginnen ? Was ist wichtig ?
Wahrscheinlich hatten die wenigsten befragten Überlebenden bislang Gelegenheit
gehabt, ihre gesamte Lebensgeschichte zu erzählen. Außerdem war der/die Interviewte
in einem lebensgeschichtlichen Interview vor die schwierige Aufgabe gestellt, selbst
im Rahmen des Sagbaren und der dominanten politischen, kulturellen, sozialen etc.
Konventionen eine Auswahl an «wichtigen» Ereignissen und Informationen zu treffen,
darüber zu reden oder zu schweigen. Diese Notwendigkeit kann/konnte überfordernd
sein, vor allem wenn ein derartiges Interview zum ersten Mal geführt wird. Dem hätte
zumindest teilweise durch ein ausführliches Vorgespräch mit dem/der Interviewpart-
ner/in abgeholfen werden können.
Von Seiten des Auftragsgebers war dem MSDP vorgegeben, dass die Interviews in
digitalisierter Form aufzuzeichnen bzw. zu speichern waren. Diese Vorgabe brachte
einige Schwierigkeiten mit sich. Zum einen war keine/r der Interviewer und Intervie-
werinnen mit der neuen Technik vertraut, was zumindest in den ersten Interviews zu
einigen Unsicherheiten und Bedienungsfehlern führte. In manchen Fällen ließ daher
die Qualität der Tonaufnahme zu wünschen übrig, dennoch ist sie größtenteils recht
gut ausgefallen. Manche Aufzeichnungen müssten oder mussten aber aufgrund der
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen