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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
Seite - 137 -
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137«Geschichtsforschung mit dem Taschenrechner» ? | sinnvoll sein und neue Wege beschreiten  – sofern ihm eine umfassende Quellenkritik vorangeht. Die Häftlinge des KZ Mauthausen : Die Quellen und ihre Probleme Personenbezogene Daten von KZ-Häftlingen lassen sich aus den verfügbaren Quellen nicht einwandfrei rekonstruieren. Der Befehl, die gesamte Dokumentation der Lager- verwaltungen vor dem Eintreffen der alliierten Truppen zu zerstören, wurde von der SS in den allermeisten Fällen gründlich befolgt. Für viele ehemalige Konzentrations- lager bedeutet dies heute das Fehlen von personenbezogenen Dokumenten der La- gerverwaltung und damit oft schlichtweg die Unmöglichkeit fundierter quantitativer Analysen. Für das KZ Mauthausen trifft dieser Mangel an Dokumenten nicht zu. Die Lager- verwaltung des KZ Mauthausen war wie in allen anderen Konzentrationslagern in fünf, später sechs Abteilungen gegliedert : Adjutantur, Politische Abteilung, Schutzhaftla- gerführung, Verwaltung, Standortarzt und ab 1942 Arbeitseinsatz.9 Sie erfassten die Menschen bei ihrem «Zugang» ins Konzentrationslager, ihrem Arbeitseinsatz oder je- der Form von «Abgang». Letzteres konnte Entlassung, Überstellung in ein anderes KZ oder  – in der absoluten Mehrzahl der Fälle  – Tod bedeuten. Die Masse der erhobenen Daten war dabei enorm : Akten füllten ganze Zimmer in den diversen Abteilungen ;10 bei sogenannten unnatürlichen Todesfällen kam es vor, dass bis zu 33  Unterschriften innerhalb der Lagerbürokratie einzuholen waren.11 Die Bedeutung, die die Lager-SS den täglichen Meldungen über Stärke, Art und Veränderungen des «Häftlingsbe- 9 Siehe zum Beispiel Karin Orth : Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biogra- phische Studien, Göttingen 2000, S. 38–49 und 335 ; zum KZ Mauthausen Bertrand Perz : Die SS im KZ Mauthausen. Eine Skizze, in : Gregor Holzinger (Hg.), Die zweite Reihe. Täterbiografien aus dem Kon- zentrationslager Mauthausen, Wien 2016 (Mauthausen-Studien, 10), S. 15–44. 10 Vgl. z. B. den Bericht des ehemaligen Kriminalkommissars des Polizeipräsidiums in Berlin, Gerhard Kanthack, AMM, V/03/20. Kanthack war als Schreiber in der Politischen Abteilung eingesetzt  – zu seiner Person und Inhaftierung im KZ Mauthausen vgl. Jens Dobler : Täteropfer. Der Berliner Kriminalkom- missar Gerhard Kanthack im KZ Mauthausen, in : Bundesministerium für Inneres (Hg.), Jahrbuch Maut- hausen 2015. KZ-Gedenkstätte Mauthausen | Mauthausen Memorial. Forschung  – Dokumentation  – In- formation, Wien 2016, S. 57–68. 11 Thomas Grotum : Das digitale Archiv. Aufbau und Auswertung einer Datenbank zur Geschichte des Kon- zentrationslagers Auschwitz, Frankfurt a.  M./New York 2004, S. 232, allgemein S. 226–236. «Unnatür- liche» Todesfälle waren Todesfälle mit Beteiligung der Wachmannschaften (z. B. Erschießungen «auf der Flucht») oder Selbstmorde. Aufgrund des immensen bürokratischen Aufwands fälschte die SS die Todesursachen und verschleierte die Ermordung von Häftlingen, indem sie «unnatürliche» Todesfälle als «natürliche» deklarierte. Zum Ausmaß der Erhebung siehe auch Hans Maršálek : Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation, Wien 42006 [1974], S. 253–260 ; Florian Freund : Die Toten von Ebensee. Analyse und Dokumentation der im KZ Ebensee umgekommenen Häftlinge 1943–1945, Wien 2010, S. 57–62 ; sowie Verein für Gedenken und Geschichtsforschung in österreichi- Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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