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180 | Karin Orth
lager, Anhaltelager, AuĂźenlager, Schutzhaftlager, Stammlager (Stalag), Umerziehungs-
lager, Erweiterte Polizeigefängnisse, Polenjugendverwahrlager, Zwangsarbeitslager für
Juden, Zigeunerlager, Ausländerlager, Lager der Organisation Schmelt, Kriegsgefange-
nenlager der Waffen-SS, Gestapolager, Mordlager, Sonderlager fĂĽr ungarisch-jĂĽdische
Zwangsarbeiter, Lager für ausländische zivile Zwangsarbeiter, Polizeiliche Auffangla-
ger, SĂĽhnegefangenenlager, Strafgefangenenlager, Polizei-Gewahrsamslager, Zwangs-
arbeiterlager, KZ der Gestapo.
Die Liste offenbart eine zunächst verwirrende Vielfalt von Bezeichnungen. Stehen
diese für gänzlich unterschiedliche Lager oder lassen sich einige Haftstätten zu be-
stimmten Lagertypen gruppieren ? Wie wären die so gefundenen Typen zu charakte-
risieren bzw. zu kategorisieren ? Bislang hat sich die historische Forschung kaum mit
derartigen Fragen beschäftigt, da es zunächst einmal darum ging, die Geschichte und
Struktur einzelner Lager oder Lagerkomplexe zu rekonstruieren und die dort began-
genen Verbrechen aufzudecken. Es kann hier nicht der Ort sein, um einen detaillier-
ten Ăśberblick ĂĽber die Lagerforschung oder die Forschungen ĂĽber die nationalsozia-
listische Verfolgungs- und Vernichtungspolitik zu geben. Erwähnt sei jedoch erstens,
dass die intensive empirische Erforschung in den 1980er Jahren begann und bis heute
eine kaum mehr zu ĂĽberschauende Zahl von Studien hervorgebracht hat, und zwei-
tens, dass die meisten zentralen Themen inzwischen als gut erforscht gelten können.
Die Tatsache, dass kürzlich nahezu zeitgleich zwei Enzyklopädien zur Geschichte
der Konzentrationslager2 und eine auf 16 Bände angelegte Quellenedition über die
«Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische
Deutschland» (VEJ)3 in Angriff genommen wurden, zeigt, dass der Wissensstand
eine gewisse Sättigung erreicht hat und in vielen früher strittigen Punkten ein hohes
MaĂź an Konsens erzielt werden konnte. Was nun aussteht, sind (neue) Versuche, das
Wissen zu synthetisieren und vergleichend in größere ZusammenhängeÂ
– etwa Formen
staatlicher Gewalt im 20. Jahrhundert – zu stellen.
Auch eine Typologie der nationalsozialistischen Lager auf dem Stand der heutigen
Forschung ist bislang nicht erarbeitet. Zwei ältere Veröffentlichungen haben jedoch
2 Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hg.) : Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Kon-
zentrationslager, 9 Bde., München 2005–2009 ; Geoffrey P. Megargee (Hg.) : The United States Holocaust
Memorial Museum Encyclopedia of Camps and Ghettos, 1933–1945, Bloomington, IN/Indianapolis
2009 ff. (7 Bde., davon bisher 3 Bde. in 5 Teilbänden erschienen – Stand Oktober 2020). Vgl. auch Jane
Caplan/Nikolaus Wachsmann (Hg.) : Concentration Camps in Nazi Germany. The New Histories, Lon-
don/New York 2009, sowie den älteren Sammelband von Ulrich Herbert et al. (Hg.) : Die nationalsozia-
listischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur, 2 Bde., Göttingen 1998.
3 Editionsprojekt «Judenverfolgung 1933–1945». Ein Schriftdenkmal für die ermordeten europäischen
Juden, URL : http://www.edition-judenverfolgung.de (19. 9. 2020). Das Editionsvorhaben wird vom
Bundesarchiv, dem Institut für Zeitgeschichte München–Berlin, dem Lehrstuhl für Neuere und Neu-
este Geschichte der Universität Freiburg und dem Lehrstuhl für die Geschichte Ostmitteleuropas am
Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin getragen ; fünfzehn Bände sind mittlerweile erschienen
(Stand Oktober 2020).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band 1
- Titel
- Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
- Band
- 1
- Autoren
- Gerhard Botz
- Alexander Prenninger
- Regina Fritz
- Herausgeber
- Heinrich Berger
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21217-1
- Abmessungen
- 16.8 x 23.7 cm
- Seiten
- 426
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen