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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
Seite - 189 -
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189Nationalsozialistische Terrorstätten | zwischen «Euthanasie», «rassischer Generalprävention» und Genozid herzuleiten.18 Für die hier diskutierte Fragestellung ist jedoch die personelle und verfahrenstechni- sche Verbindung bei den Mordpraktiken hervorzuheben : die Ärzte der «T4» wurden als externe Spezialisten hinzugezogen, um das erste große systematische und planmä- ßige Massenmordprogramm in den KZ  – die «Aktion 14  f  13»  – durchzuführen ; die in der «Aktion T4» praktizierte Tötungsmethode  – der Massenmord in der Gaskam- mer  – wurde seit Herbst 1941 in Auschwitz weiterentwickelt und dort dann seit 1942 zum Massenmord an den europäischen Juden eingesetzt ; das «SS-Sonderkommando Lange» tötete 1939/40 vorwiegend im Warthegau polnische und jüdische Psychiatrie- patienten in einem umgebauten Lastwagen mit Gas und baute im Winter 1941 die «Gaswagenstation Kulmhof» auf ; und die Tötungsexperten der «T4» planten, organi- sierten und betrieben bald nach dem Stopp der Aktion die drei Vernichtungsstätten der «Aktion Reinhardt» Bełżec, Sobibór und Treblinka. Weiter unten wird darauf zu- rückzukommen sein. Im Hinblick auf das KZ-System ist die erste Kriegshälfte jedoch nicht nur unter der Perspektive der planmäßigen Massentötungsaktionen und der Tötungsexperimente zu betrachten, sondern auch im Hinblick auf den Arbeitseinsatz. Die SS nutzte die Ar- beitskraft der KZ-Häftlinge von Beginn an für eigene wirtschaftliche Interessen wie etwa für den Aufbau der Konzentrationslager oder für die SS-eigenen Betriebe. In der ersten Kriegshälfte kam es zudem vereinzelt zur Zusammenarbeit mit Industriebetrie- ben, an welche die SS Häftlinge als Arbeitskräfte auslieh. Als sich die Funktionszuwei- sung an die KZ in der zweiten Kriegshälfte veränderte und Himmler die KZ-Häftlinge, nicht zuletzt aus machtpolitischem Kalkül, der Kriegswirtschaft als Arbeitskräfte an- bot, erwiesen sich diese «Versuchsprojekte» des Arbeitseinsatzes plötzlich als eine Art Patienten in der Gießener Anstalt und deren Funktion als «Sammelanstalt» im September 1940, in : Uta George et  al. (Hg.), Psychiatrie in Gießen. Facetten ihrer Geschichte zwischen Fürsorge und Ausgren- zung, Forschung und Heilung, Gießen 2003, S. 251–289 ; dies.: Jüdische Patienten im Philippshospital und die Ermordung von 29 jüdischen Pfleglingen im Februar 1941, in : Irmtraud Sahmland et  al. (Hg.), «Haltestation Philippshospital». Ein psychiatrisches Zentrum  – Kontinuität und Wandel 1535–1904– 2004, Marburg 2004, S. 202–224 ; Henry Friedlander : Der Weg zum NS-Genozid. Von der Euthanasie zur Endlösung, Berlin 1997 ; Volker Rieß : Die Anfänge der Vernichtung «lebensunwerten Lebens» in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen und Wartheland 1939/40, Frankfurt a.  M. et  al. 1995 ; Götz Aly (Hg.) : Aktion T4 1939–1945. Die «Euthanasie»-Zentrale in der Tiergartenstraße  4, 2., erw. Aufl., Berlin 1989 (Stätten der Geschichte Berlins, 26) ; Ernst Klee : Euthanasie im NS-Staat. Die «Vernichtung lebensun- werten Lebens», Frankfurt a.  M. 1993 ; Winfried Süß : Der Volkskörper im Krieg. Gesundheitspolitik, Gesundheitsverhältnisse und Krankenmord im nationalsozialistischen Deutschland 1939–1945, Mün- chen 2003 (Studien zur Zeitgeschichte, 65) ; sowie nun auch die zahlreichen Arbeiten und Studien der Arbeitsgruppe «Psychiatrie im Nationalsozialismus», zuletzt Petra Fuchs et  al. (Hg.) : «Das Vergessen der Vernichtung ist Teil der Vernichtung selbst». Lebensgeschichten von Opfern der nationalsozialistischen «Euthanasie», Göttingen 2007. 18 Vgl. jedoch Friedlander, Der Weg zum NS-Genozid, sowie die Beiträge in Klaus-Dietmar Henke (Hg.) : Tödliche Medizin im Nationalsozialismus. Von der Rassenhygiene zum Massenmord, Köln et  al. 2008 (Schriften des Deutschen Hygiene-Museums Dresden, 7). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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