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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik, Band 1
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224 | Christian Dürr und Ralf Lechner stellt wurden, bis zu fünf unterschiedliche Häftlingsnummern.52 Diese Sonderstellung von Gusen spiegelt sich in Erlässen des RFSS und nachgereihter Dienststellen, in denen Gusen in einigen Fällen als eigenständiges Konzentrationslager genannt wurde.53 Die Errichtung des Lagers Gusen fiel zeitlich mit den ersten konkreten Entwürfen für den «Generalplan Ost» zusammen.54 Der Besetzung Polens sollte die Kolonialisie- rung des eroberten Gebietes folgen. In den im Mai 1940 verfassten Aufzeichnungen über «Einige Gedanken über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten» for- muliert Himmler, dass die «Ostvölker» bei der Gewinnung von Steinen und anderen Baustoffen, landwirtschaftlichen Arbeiten sowie bei «besonderen Arbeitsvorkommen (Straßen, Steinbrüche, Bauten) zur Verfügung stehen sollen».55 Außerdem rückten nach dem Überfall auf Frankreich am 5.  Juni 1940 Hitlers Monumentalbauprojekte stärker in das Interesse der SS. Himmler erteilte Oswald Pohl am darauffolgenden Tag die Anweisung, die Granitwerksteinproduktion wegen des großen Bedarfs an Baustof- fen auf eine jährliche Kapazität von 100.000 Kubikmeter zu steigern.56 Mit der Einrichtung des KZ Gusen verlagerte sich der Schwerpunkt der wirtschaftli- chen Interessen zunehmend in Richtung Gusen. Mit den «Granitwerken Mauthausen», so der Name für die lokale Niederlassung der DESt, deren Verwaltungszentrale im Verlauf des Jahres 1940 im nahe gelegenen St.  Georgen angesiedelt wurde, entstand ein riesiger wirtschaftlicher Komplex, der schließlich neben den genannten Orten auch einen Marmorbruch in Großraming und Steinbrüche im böhmischen Benešov (Bene- schau) umfassen sollte.57 In immer größerem Umfang setzte die SS KZ-Häftlinge beim Arbeitseinsatz für die DESt ein : Im Jahr 1940 mussten im Monatsdurchschnitt 3581 KZ-Häftlinge in den 52 Vgl. beispielsweise die Ausführungen von Pierre Serge Choumoff, Überlebender von Gusen und Maut- hausen, zur Häftlingsnummernvergabe in : Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas auf ös- terreichischem Gebiet 1940–1945, Wien 2000 (Mauthausen-Studien, 1a), S. 16–18. 53 Zur Beschreibung der besonderen Beziehung zwischen den beiden Lagern wurden Begriffe wie «bipo- lares System», «Doppellager» oder «Zwillingslager» eingeführt. Vgl. etwa das Kapitel «L’ouverture et le premier essor du KL de Mauthausen : du camp monocellulaire au système bipolaire Mauthausen/Gusen» in : Fabréguet, Mauthausen, S. 64–76. 54 Vgl. Bruno Wasser : Himmlers Raumplanung im Osten. Der Generalplan Ost in Polen 1940–1944, Basel et  al. 1993 (Stadt, Planung, Geschichte, 15), insb. S. 47 ff. Mit Hitlers «Erlass zur Festigung des deutschen Volkstums» vom 7.  Oktober 1939 war Heinrich Himmler anlässlich seines 39.  Geburtstages zum «Reichs- kommissar für die Festigung deutschen Volkstums» ernannt und somit seine Führungsrolle in dieser Frage offiziell gemacht worden. Die «Germanisierung» Osteuropas war Himmler seit Jugendjahren ein brennendes Anliegen gewesen. Vgl. Peter Longerich : Heinrich Himmler. Biographie, Berlin 2008, S. 449. 55 Aufzeichnungen Himmlers, «Einige Gedanken über die Behandlung der Fremdvölkischen im Osten», o.  D. [Mai 1940], abgedr. in : Josef Ackermann : Heinrich Himmler als Ideologe, Göttingen et  al. 1970, S. 298–300, hier 300, zit. nach Orth, System, S. 107. 56 Kaienburg, Die Wirtschaft der SS, S. 458. Dieses Produktionsvolumen entsprach der Leistungsfähigkeit der gesamten deutschen Werksteinindustrie vor Kriegsbeginn. 57 Aufzeichnungen der Deutsche Wirtschaftsbetriebe des SS-Wirtschafts- u. Verwaltungshauptamtes, Gra- nitwerke/Allgemeines 1941–43, NARA, Microfilm Publication T  976/16, 945. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik Band 1
Titel
Mauthausen und die nationalsozialistische Expansionsund Verfolgungspolitik
Band
1
Autoren
Gerhard Botz
Alexander Prenninger
Regina Fritz
Herausgeber
Heinrich Berger
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21217-1
Abmessungen
16.8 x 23.7 cm
Seiten
426
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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